Butler rassistisch beleidigt: Wollitz plädierte für Spielabbruch

Unschöner Vorfall beim Spiel zwischen 1860 München und Energie Cottbus: FCE-Stürmer Justin Butler ist rassistisch beleidigt worden. Die Partie war zwischenzeitlich für sieben Minuten unterbrochen. Energie-Coach Claus-Dieter Wollitz plädierte gar für einen Abbruch, der laut Schiedsrichter Konrad Oldhafer aber "kein Thema" gewesen sei.

Offenbar Affenlaute

72 Minuten waren im Grünwalder Stadion gespielt, als Butler einen langen Ball von Axel Borgmann erlaufen wollte, diesen aber nicht mehr erreichte. Direkt vor der Löwen-Kurve stoppte er ab, als es aus dem Block offenbar Affenlaute in seine Richtung gab. Butler schlug den Ball daraufhin auf den Boden und zeigte empört in Richtung Fans, die von Münchens Rittmüller mit den Worten "Hört auf damit" ermahnt wurden. "Ich habe mich verpflichtet gefühlt, ihm zur Seite stehen zu wollen", sagte der Verteidiger im Nachgang bei "MagentaSport".

Anschließend flogen Bierbecher in Richtung des Cottbuser Stürmers, der daraufhin mit Tränen in den Augen vom Platz ging. Schiedsrichter Konrad Oldhafer unterbrach die Partie und suchte das Gespräch mit beiden Kapitänen und den Trainern. Währenddessen konnte der vermeintliche Täter ausfindig gemacht, des Stadions unter "Nazis-raus"-Rufen der Zuschauer verwiesen und direkt der Polizei übergeben werden. Nach sieben Minuten rollte der Ball dann wieder, zuvor war Butler von mehreren Mit- und Gegenspielern getröstet worden. Stadionsprecher Sebastian Schäch entschuldigte sich im Namen des Vereins bei Butler und wünschte sich, "dass so etwas nie wieder vorkommt". Zu einem weiteren Vorfall kam es nicht, sodass die Partie regulär beendet werden konnte.

"Wir reden immer, aber keiner handelt"

Wie Energie-Coach Claus-Dieter Wollitz anschließend im Interview mit "MagentaSport" berichtete, habe sich das Präsidium der Löwen direkt nach Spielende beim FC Energie für den Vorfall entschuldigt. Das hätten sie nach Ansicht des 60-Jährigen jedoch gar nicht tun müssen, da es sich um einen einzelnen Fan gehandelt habe. "Weder der Verein, noch die Spieler können etwas dafür. Dennoch braucht das keiner, aber es passiert immer wieder." Daher habe er dem Schiedsrichter angeboten, die Partie abzurechen, "um ein Zeichen zu setzen". Die Niederlage – zum Zeitpunkt der Unterbrechung lag Cottbus mit 0:2 hinten – hätte er akzeptiert. "Wir reden immer, aber keiner handelt. Das ist traurig für den Spieler, 1860 und auch alle anderen. Wir haben alle nicht die Haltung, die man braucht. Einfach mal reingehen, dass alle Leute dann mal nachdenken."

Auch FCE-Kapitän Axel Borgmann bestätigte, dass es der Wunsch der Mannschaft gewesen sei, in die Kabine zu gehen. "Uns war es darum gegangen, als Mannschaft und Vertreter der Gesellschaft geschlossen hinter unserem Spieler zu stehen. Wir wollten ein Zeichen setzen, weil es immer wieder vorkommt." Der Spielstand sei da nebensächlich gewesen. "Da geht es um den Menschen, und das gehört sich nicht", sagte Borgmann, der sich froh darüber zeigte, dass der vermeintliche Täter ausfindig gemacht werden konnte. Zudem bezeichnete er die Reaktion der anderen Fans und des Stadionsprechers als "sehr gut".

Oldhafer: Abbruch war "kein Thema"

Schiedsrichter Konrad Oldhafer betonte im "Magenta"-Interview derweil, dass ein Abbruch "kein Thema" gewesen sei. "Zunächst war der Spieler Butler auf mich zugekommen und hatte mir mitgeteilt, dass es Affengeräusche gegeben haben soll." Oldhafer selbst habe diese aus der Entfernung nicht vernommen, habe dem 24-Jährigen aber signalisiert, "dass wir dieses Thema sehr ernst nehmen". Anschließend habe er sich mit den Kapitänen beider Vereine ausgetauscht, auch mit Butler suchte er nochmal das Gespräch. "Ich habe ihm das Vorgehen erklärt und ihn gefragt, ob er sich in der Lage fühlt, weiterzuspielen. Das hat er bejaht, sodass wir das Spiel nach einer kurzen Unterbrechung und der erfolgten Stadiondurchsage fortgesetzt haben."

Mit der Unterbrechung samt Durchsage griff die erste Stufe im sogenannten Drei-Stufen-Plan des DFB für solche Vorfälle. Bei einem weiteren Vorfall wäre die Partie erst länger unterbrochen und im letzten Schritt dann abgebrochen worden. "Aber so weit waren wir nicht", betonte Oldhafer, der sich auch unmittelbar vor der Fortsetzung nochmal bei Butler versichert habe, ob dieser weiterspielen könne. "Er hat mir nochmal den Daumen hoch gezeigt." Butler selbst hat sich bislang noch nicht geäußert. Den Löwen droht nun eine hohe Geldstrafe des DFB, die der TSV dann aber auf den Täter umlegen kann. In einer am Abend verschickten Pressemitteilung kündigte der Klub an, sich um eine vollumfängliche Aufarbeitung dieses Vorfalls zu bemühen und den Zuschauer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft zu ziehen.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button