Aues historischer Fehlstart: "So gewinnen wir nichts mehr"

Sieglos und Letzter: Noch nie ist Erzgebirge Aue so schwach in eine Drittliga-Saison gestartet. Trotz des historischen Fehlstarts erhält Trainer Timo Rost weiterhin das Vertrauen von Präsident Helge Leonhardt, der dem 44-Jährigen aber einen klaren Befehl erteilte. Torhüter Philipp Klewin ist unterdessen der Kragen geplatzt.

"Wie Kleinkinder verhalten"

Auf 121 Spiele in der 3. Liga kann Erzgebirge Aue in seiner Historie bislang zurückblicken, Letzter waren die Veilchen noch nie – bis zum vergangenen Wochenende. Die 1:2-Niederlage bei Rot-Weiss Essen, das zuvor ebenfalls sieglos war, sorgt nun dafür, dass die Rote Laterne in Aue leuchtet. Weil dazu erst drei Punkte und lediglich vier Tore auf dem Konto stehen, ist es der schwächste Saisonstart in der Drittliga-Historie der Sachsen. Dass es nach dem XXL-Umbruch mit 18 Zugängen einige Zeit dauern würde, ehe die Automatismen greifen, war zwar erwartet worden. Doch mit einem derart schwachen Start hatte im Lößnitztal niemand gerechnet.

Und so überraschte es nicht, dass Torhüter Philipp Klewin nach der Pleite bei RWE am Freitagabend der Kragen platzte: "Was soll ich mich hier jede Woche hinstellen und irgendwas von Durchhalteparolen erzählen, wenn wir nicht die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen? So gewinnen wir dieses Jahr gar nichts mehr, das steht fest", schimpfte er im "MDR"-Interview und redete sich in Rage: "Es stimmen ein paar Sachen nicht. Und wenn wir uns wie Kleinkinder im Sechzehner verhalten, wirst du in der 3. Liga bestraft." Wenn Aue jede Woche so einfache Gegentore kassiere wie beim Aufsteiger, "verlierst du jedes Spiel", prognostizierte der Keeper.

Neben eigenem Unvermögen ist auch das Glück derzeit nicht auf Seiten der Veilchen: "Ich hätte mir gewünscht, dass der Fußballgott auch mal für uns entscheidet. Aber das ist nicht der Fall, das müssen wir uns erarbeiten." Irgendwann werde der Ball mal vor die Füße fallen, so Klewin. Doch dafür müsse der FCE seine Hausaufgaben machen. "Aber wenn wir es so angehen wie heute, sind die Hausaufgaben nicht gemacht. Fertig", fand Klewin deutliche Worte und hatte einen "riesen Hals". Der Frust des 28-Jährigen ist nur allzu verständlich, gehörte er in der bisherigen Saison doch noch zu den besten Akteuren der Veilchen und hat kaum eine Mitschuld an der aktuellen Lage.

Leonhardt behält die Ruhe – und spricht von Übergangsjahr

Deutlich mehr Verantwortung trägt da schon Trainer Timo Rost. Dennoch bekam der 44-Jährige erneut das Vertrauen von Präsident Helge Leonhardt ausgesprochen: "Es wird keinen Aktionismus geben. Ich habe zu Timo gesagt, du bekommst einfach den Befehl von mir, hart weiterzuarbeiten. Damit ist alles gesagt." Dass Leonhardt die Ruhe behält, überrascht. Schließlich hatte er in der Vorsaison, als Trainer Aleksey Shpilevski aus sieben Spielen ebenfalls nur drei Punkte geholt hatte, bereits die Reißleine gezogen.

Doch offensichtlich hat beim 63-Jährigen, unter dem in den letzten acht Jahren zehn (!) verschiedene Trainer aktiv waren, ein Umdenken stattgefunden: "Ich erwarte, dass alle die Ruhe bewahren und sauber weiterarbeiten", sagt er in der "Chemnitzer Morgenpost" und fordert alle auf, die Saison als das zu begreifen, "was sie ist: ein Übergangsjahr, in dem wir uns konsolidieren, um danach wieder neu anzugreifen".

Von einem Übergangsjahr war bislang – zumindest öffentlich – nie die Rede, vielmehr hatten die Veilchen gehofft, oben mitspielen zu können. Doch nach dem historischen Fehlstart wird es nun in erster Linie darum gehen, sich aus dem Keller zu befreien. Ein Sieg im Derby gegen den FSV Zwickau am kommenden Sonntag ist daher Pflicht – nicht zuletzt aus Prestigegründen. Denn nach der Pleite gegen Dresden auch noch gegen die Schwäne zu verlieren, wäre eine Schmach zu viel, die Rost dann doch den Job kosten könnte.

   

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