Janjic im Interview: "Für dieses Team gibt es keine Grenzen"
Wer kann sich noch an die letzte Niederlage des SC Verl erinnern? Mehr als zwei Monate ist es her, dass die Ostwestfalen 0:2 in Regensburg verloren haben. Seitdem zeigt die Formkurve des Tabellendritten nur noch in eine Richtung. Zuletzt gab es bei Viktoria Köln (5:1) und gegen den VfL Osnabrück (4:1) deutliche Siege. Mit liga3-online spricht Sportvorstand Zlatko Janjic über Gründe für die Top-Form des SC Verl, Unterschiede zu anderen Drittligaklubs und die erfolgreiche Trainerauswahl in den letzten Jahren.
"Die Ruhe im Umfeld hilft sicher"
liga3-online: Der SC Verl lässt nicht locker und begeistert von Woche zu Woche. Zuletzt gab es ein 4:1 gegen den VfL Osnabrück. Wie haben Sie die Partie erlebt, Herr Janjic?
Zlatko Janjic: Wir hatten in dieser Partie insgesamt das Momentum auf unserer Seite und waren die bessere Mannschaft. Das 1:0 war etwas glücklich, davor hatten wir aber schon genügend Möglichkeiten. Der zweite Treffer ist direkt im Anschluss und damit zu einem perfekten Zeitpunkt gefallen. Durch den Gegentreffer wenige Minuten nach der Halbzeitpause haben wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern haben einfach da weitergemacht, wo wir vor der Halbzeit aufgehört hatten. Hier hat sich die Mannschaft in den letzten Monaten extrem gut weiterentwickelt. Statt wie zu Saisonbeginn gegen Duisburg (2:3 nach 2:0-Führung, Anm. d. Red.) das Spiel noch aus der Hand zu geben, haben wir diesmal schnell nachgelegt.
Wie ist die Konstanz des SC Verl in einer so ausgeglichenen und starken 3. Liga zu erklären?
Es ist ein Mix aus mehreren Gründen. Nach einem eher missglückten Saisonstart haben wir verstanden, dass wir um einiges mehr drauf haben. Der Hunger und die Gier nach Erfolg wurden immer größer. Das Team ist sehr fleißig, und auch die Fitness hat sich verbessert. Das liegt auch an der Einstellung eines hauptamtlichen Athletiktrainers im Sommer. Die Kombination aus Top-Fitness und starkem Ballbesitzfußball ist das Geheimnis unseres Erfolgs. Plus: Die Breite des Kaders ist diese Saison besser.
Gibt es Dinge, die in Verl anders – und vielleicht auch unkomplizierter – laufen als bei anderen Drittligisten?
Die Ruhe im Umfeld hilft sicher. Nach einem Saisonstart mit vier Spielen ohne Sieg wäre es bei vielen anderen Klubs vermutlich unruhiger geworden. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, hat aber bereits in den ersten Wochen gepasst. Es war nur eine Frage der Zeit, bis bessere Ergebnisse folgen.
In der Tabelle sind nun nur noch der MSV Duisburg und Energie Cottbus vor dem SC Verl. Wohin kann der Weg diese Saison noch führen?
Gute Frage, nächste Frage. (lacht) Auf der Jahreshauptversammlung habe ich bereits gesagt: Für dieses Team gibt es keine Grenzen. Aber nur, wenn wir weiter so fleißig bleiben und nicht nachlassen. Und uns Dinge, die wir nicht komplett beeinflussen können, nicht aus der Bahn werfen. Wie zum Beispiel Verletzungen, die es in der Winterzeit öfter gibt.
Im Aufstiegsfall wohl nach Paderborn
Schon in den Jahren zuvor spielte Verl immer eher oben mit. Mal angenommen, das Team mischt bis zum Saisonende vorne mit. Wäre ein Aufstieg möglich – finanziell und infrastrukturell? Die heimische Sportclub-Arena ist mit 5.207 Plätzen zu klein,
Wir finden für alles Lösungen. Für die Hürde mit dem Stadion würden wir wahrscheinlich eine Kooperation mit dem SC Paderborn 07 anstreben, sollten wir in die 2. Bundesliga aufsteigen. Aber: Wir leben im Hier und Jetzt. Die Saison ist noch lang und es macht wenig Sinn, sich jetzt schon das bestmögliche Szenario auszumalen. Natürlich darf im Umfeld trotzdem geträumt werden. Das gehört dazu und ist auch das Schöne im Fußball.
Auffällig ist, dass der SC Verl bei der Trainerwahl in den letzten Jahren häufig ein glückliches Händchen bewies. Wie sah hier das Profil aus – auf was wurde besonders Wert gelegt?
Mein Vorgänger Sebastian Lange hat hier einen überragenden Job gemacht. Es wurde sich früh über mögliche Trainerkandidaten ausgetauscht. Nach diversen Datenanalysen und auch mit Blick auf menschliche Komponenten gab es dann eine Auswahl an drei bis fünf Trainern, mit denen persönliche Gespräche geführt wurden, um sich gegenseitig besser kennenzulernen. Man muss aber auch festhalten: Bis auf Mitch Kniat gab es in den letzten Jahren keinen Trainer, der unser Team in einer Krise übernommen hat. Sowohl Alexander Ende als auch jetzt Tobias Strobl konnten jeweils auf dem Fundament des Vorgängers aufbauen.
Mitch Kniat (jetzt Arminia Bielefeld) und Alexander Ende (jetzt Preußen Münster) nutzten die Zeit beim SC Verl auch zur persönlichen Weiterentwicklung als Trainer und wechselten dann zu einem höherklassigen Klub. Befürchten Sie bereits, dass das auch mit Tobias Strobl passiert?
Natürlich weckt Erfolg Begehrlichkeiten. So funktioniert der Sport. Aber: Tobias fühlt sich mit seiner Familie extrem wohl in Verl, ist aus Bayern erst im Sommer hergezogen. Es läuft dazu auch noch sportlich sehr gut, wodurch seine bisherige Zeit in Verl sowohl privat als auch beruflich toll war. Beide Seiten fühlen sich gerade sehr wohl und wir sind optimistisch, dass das auch so bleibt.
Am Samstag geht es mit der Begegnung beim TSV Havelse weiter, der erst acht Zähler auf dem Konto hat. Was erwarten Sie dort für ein Spiel?
Wir stellen uns auf schlechte Platzbedingungen in Hannover ein, die sicher nicht förderlich für unser Spiel sind. Aber wir haben auch andere Mittel zum Erfolg als unser Flachpass-Spiel. Wir werden uns auf die Bedingungen einstellen und sind guter Dinge, dass wir auch in Havelse gewinnen können. Auch wenn wir wissen, dass uns eine schwierige Aufgabe erwartet.