"Vollprofi": Wollitz schließt Transfer von Tolga Cigerci nicht aus

Seit Dienstag trainiert Tolga Cigerci, Bruder von Tolcay Cigerci, bei Energie Cottbus mit. Eigentlich schien eine Verpflichtung des früheren Bundesliga-Spielers finanziell nicht darstellbar, doch inzwischen schließt Trainer Claus-Dieter Wollitz einen Transfer nicht mehr aus. Allerdings müsse die Entscheidung sehr gut abgewogen werden, warnt der 60-Jährige.
"Absolute Persönlichkeit"
Meist hält sich Wollitz mit der Bewertung einzelner Spieler eher zurück. Doch als er am Freitag bei der Spieltags-Pressekonferenz auf Tolga Cigerci angesprochen wurde, geriet der Energie-Coach regelrecht ins Schwärmen: "Er ist eine absolute Persönlichkeit, ein absoluter Vollprofi, ist topfit, ordnet sich unter. Es ist schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die trotz ihrer Erfolge noch demütig und bescheiden sind."
Gleichzeitig griff Wollitz vorweg: "Wenn gleich die Frage kommt, ob er schon verpflichtet ist: Nein, ist er nicht. Es gab auch noch kein weiteres Gespräch darüber. Ich will aber nichts ausschließen." Dass der 33-Jährige aus sportlicher Sicht eine absolute Verstärkung wäre, steht angesichts von 70 Bundesliga-Spielen, 173 Erstliga-Partien in der Türkei und vier Länderspielen für die Türkei außer Frage.
Mannschaftgefüge könnte sich verschieben
Was den Energie-Coach dagegen viel mehr beschäftigt, ist nicht das Finanzielle (obwohl der FCE das Personalbudget sogar bereits überschritten hat), sondern die Tatsache, dass sich durch eine Verpflichtung des defensiven Mittelfeldspielers womöglich das Mannschaftgefüge verschieben könnte. Nach Ansicht des 60-Jährigen würde sich bei einem Transfer "extrem viel in der Mannschaft verändern". Mehrere Positionen würden dadurch gelöscht werden. "Will man das? Kann man das? Darf man das? Soll man das?", stellte Wollitz als Fragen in den Raum.
Es gelte, genau abzuwägen, ob man einen Spieler mit hoher Qualität dazu gewinnt, dadurch in der Breite aber "vielleicht fünf, sechs Spieler verliert". Schon jetzt ist der Kader mit 26 Feldspielern sehr üppig besetzt, ein 27. Spieler würde die Konkurrenzsituation noch weiter verschärfen. "Einfach zu sagen, wir holen noch einen weiteren guten Spieler dazu und dann funktioniert es, wird eben nicht funktionieren", warnt der Energie-Coach.
Sechster Sieg aus den letzten sieben Spielen winkt
Bevor Wollitz sich mit dieser Frage aber weiter beschäftigen kann, steht am Sonntag erstmal das Auswärtsspiel beim SSV Ulm 1846 an. Beim Zweitliga-Absteiger gelte es, eine "sehr gute Balance" zwischen Defensive und Offensive zu sowie "die richtige Mischung" in der Aufstellung zu finden, so Wollitz. Einmal umstellen wird der 60-Jährigen in jedem Fall, da Nyamekye Awortwie-Grant mit einem Infekt ausfällt. Als Alternativen kommen Tim Campulka, Dennis Slamar und Dennis Duah infrage.
Abgesehen von Elias Bethke und Jonas Hofmann, die weiterhin ausfallen, kann Cottbus aber aus dem Vollen schöpfen, was sich unter der Woche auch im Training bemerkbar gemacht habe. "Die Jungs haben fantastisch trainiert und nochmal einen drauf gesetzt", lobte Wollitz. Bekommt der FCE diese Energie nun auch auf den Platz transportiert? Es winkt der sechste Sieg aus den letzten sieben Spielen. Zudem könnte Cottbus bis auf einen Zähler an Tabellenführer Duisburg heranrücken.