Das Zwischenzeugnis #2: Die obere Tabellenhälfte

Zehn Spieltage sind absolviert, und der Ball ruht ob der zweiten Länderspielpause der Saison. Der perfekte Zeitpunkt, um ein erstes Fazit zu ziehen. liga3-online.de blickt auf den Saisonstart der Drittligisten und stellt ein erstes Zwischenzeugnis aus. Weiter geht es mit der oberen Tabellenhälfte.
Graue Maus? Mitnichten! Die Zweitvertretung der TSG 1899 Hoffenheim rauschte an den ersten Spieltagen regelrecht durch die neue Liga. 4:2 in Aachen, 4:1 gegen Cottbus, gar 5:1 gegen 1860 München! Die Offensive um Paul Hennrich, Ayoube Amaimouni-Echghouyab und Deniz Zeitler spielte in diesem ersten Saisonviertel so manchem Gegner Knoten in die Beine. Defensiv ist allerdings noch Luft nach oben: Nach zehn Spielen stehen schon 17 Gegentore in der Bilanz.
So gab es allein in der letzten Englischen Woche sieben Gegentreffer, aber nur einen Punkt. Dadurch rutschte die Truppe von Stefan Kleineheismann, die zwischenzeitlich auf Platz zwei zu finden war, auf den zehnten Rang ab. Nach der Länderspielpause soll geballte Bundesliga-Erfahrung für Verstärkung sorgen: Dennis Geiger und Mergim Berisha, die zusammen auf knapp 300 Erstligaspiele kommen, wurden in die zweite Mannschaft versetzt.
Note: 2
Wird der VfB Stuttgart II nach dem Fast-Abstieg der Vorsaison und den vielen Abgängen im Sommer erneut im Keller feststecken? Die Antwort lautet bisher: Nein! Unter Neu-Trainer Nico Willig haben die jungen Schwaben im zweiten Drittligajahr einen Sprung gemacht und treten deutlich reifer auf als noch in der Vorsaison. Der Lohn sind schon vier Siege und 15 Punkte nach zehn Spieltagen.
Gleichwohl gibt es auch Ausreißer nach unten: Beim 0:5 in Cottbus wollte nichts so recht funktionieren. Insgesamt wirkt die mit vielen hochveranlagten Talenten gespickte Mannschaft aber gefestigter, und auch die Personalrotation fällt bislang geringer aus als noch in der Vorsaison, als der VfB die meisten Spieler der Liga einsetzte. Derzeit deutet vieles auf eine Saison im gesicherten Mittelfeld hin.
Note: 3+
Jahr für Jahr muss sich der Sportclub aus dem beschaulichen Verl dieselbe Leier anhören. Nach einem großen Aderlass im Sommer wird der SCV von allerlei Fans und Experten in den Tabellenkeller geredet. Doch auch diesmal scheinen die Unkenrufe ins Leere zu verlaufen, denn trotz eines Fehlstarts mit vier sieglosen Spielen zum Auftakt ist Verl längst wieder in der ersten Tabellenhälfte zu finden. Gemäß der ExpectedGoals-Statistik müssten die Schwarz-Weißen gar auf Platz zwei liegen.
Hier liegt die eigentliche Crux: Bei einer besseren Chancenverwertung wäre noch viel mehr als vier Siege drin gewesen, schließlich dominiert Verl fast jedes Spiel. Bestes Beispiel die 2:3-Niederlage gegen Duisburg, als der SCV klar überlegen war und 2:0 führte, das Spiel am Ende aber komplett aus der Hand gab. Und dennoch dürften Trainer Tobias Strobl und Sportchef Zlatko Janjic auf die Entwicklung mehr als stolz sein: Der fünfte Klassenerhalt in Folge scheint keinerlei Problem zu werden – ein riesiger Erfolg für den Underdog aus Ostwestfalen.
Note: 2-
Die bisherige Saison von Rot-Weiss Essen? Ein einziger Zickzack-Kurs! Weder gelangen den Rot-Weissen bisher zwei Siege am Stück noch setzte es zwei Pleiten in Folge. In aller Regel wechseln sich bockstarke Auftritte wie das 3:0 gegen Rostock oder das 3:1 gegen Hoffenheim II mit enttäuschenden Leistungen wie beim 2:3 gegen Aachen oder dem 1:6 in Mannheim ab. Uwe Koschinat befindet sich nach wie vor auf der Suche nach dem richtigen Ansatz.
So wurde beispielsweise das in der vergangenen Rückrunde so erfolgreiche 3-4-2-1 System mittlerweile von einem klassischen 4-2-3-1 abgelöst, um den Offensivvortrag im eigenen Ballbesitz zu stärken. Angesichts von nur drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz liegt Essen im Soll, doch in den kommenden Wochen wird etwas mehr Konstanz nötig sein, um den Zickzack-Kurs in einen konstanten Aufwärtstrend zu verwandeln und das nervöse Umfeld zufrieden zu stellen.
Note: 3
Nach einer unspektakulären Vorsaison rührt sich wieder was in Hessens Landeshauptstadt! Fiel das Pendel bei den beiden Last-Minute-Niederlagen gegen Essen am dritten Spieltag (Endstand 3:4) und gegen den FC Bayern im DFB-Pokal (Endstand 2:3) noch zu Ungunsten des SV Wehen Wiesbaden aus, so können sich die Folgewochen sehen lassen. Nach zehn Spieltagen hat der SVWW schon beachtliche 16 Punkte auf dem Konto, erst zwei Partien gingen verloren. Bei nur drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz dürften die Rot-Schwarzen ihre Blicke durchaus nach oben richten.
Trainer Nils Döring hatte die richtige Antwort auf die etwas zu vielen Gegentore zum Saisonstart parat und stabilisierte die Mannschaft, die in den letzten fünf Partien nur noch einen Gegentreffer hinnehmen musste. In der Offensive verteilen sich die Tore auf viele Schultern, neben Torschützenkönig Fatih Kaya sind auch Nikolas Agrafiotis, Moritz Flotho und Lukas Schleimer gut in die Saison gekommen. In Summe lässt sich sagen: Wiesbaden ist in dieser Saison nicht zu unterschätzen.
Note: 2-
Viereinhalb Jahre prägte Olaf Janßen die Kölner Viktoria. Und dennoch spricht wenige Monate nach dessen freiwilligen Abgang so gut wie niemand mehr über den erfolgreichen Ex-Coach. Ein Umstand, der als großes Kompliment für Neu-Coach Marian Wilhelm, dem ehemaligen Co-Trainer von Janßen, gewertet werden darf. Die Viktoria ist ungeachtet der Abgänge zahlreicher Leistungsträger und ihres Ex-Coaches hervorragend in die neue Saison gestartet und liegt dank bereits fünf Saisonsiegen auf einem starken fünften Platz.
An der Seite von Lex-Tyger Lobinger stürmt nun David Otto, der ebenso wie Lobinger schon auf vier Treffer kommt. Auch im Mittelfeld und in der Abwehr sind den Kölnern zwei Glückgriffe gelungen: Tim Kloss und Leonhard Münst fügen sich treffend ein. Kurzum: Auf der rechten Rheinseite darf man mit dem ersten Saisonviertel mehr als zufrieden sein.
Note: 2+
Wie ergeht es den vor der Saison auserkorenen Aufstiegsfavoriten? Rostock und 1860 München straucheln, Essen liegt im Mittelfeld – und der 1. FC Saarbrücken? Der liefert bisher! Auf eine 0:2-Niederlage in Osnabrück am 3. Spieltag folgte eine beeindruckende Serie von vier Siegen am Stück, die den FCS früh in der Saison auf einen direkten Aufstiegsplatz klettern ließ. Angeführt von einem unwiderstehlichen Florian Pick und Knipser Kai Brünker schien die Truppe von Alois Schwartz überraschend früh in der Saison den richtigen Modus gefunden zu haben, um im Aufstiegsrennen von Beginn an Meter zu machen.
In der jüngsten Englischen Woche ließen die Saarländer dann zwar ein paar Punkte liegen – alle drei Spiele endeten Remis –, und dennoch darf Platz vier angesichts von nur einem Punkt Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz zu diesem Zeitpunkt der Saison als Erfolg gewertet werden. Druck bis dato standgehalten!
Note: 2
Was war das für ein Chaos-Jahr? Abstieg aus der 2. Liga und anschließend nur dank einer historischen Aufholjagd das Abrutschen in die Regionalliga verhindert. Als wäre das noch nicht genug, sorgte der mutmaßliche Skandal rund um Ex-Trainer Marco Antwerpen für negative Schlagzeilen. Davon völlig unbeeindruckt schreibt der VfL Osnabrück in dieser Spielzeit plötzlich wieder positive Schlagzeilen.
Der Schlüssel zum Erfolg? Eine bockstarke Defensive! Neu-Trainer Timo Schultz ist es in Rekordzeit gelungen, der runderneuten Mannschaft eine beeindruckende defensive Stabilität einzuimpfen. Nach zehn Spieltagen hat Keeper Lukas Jonsson schon sechs weiße Westen in seiner Bilanz stehen. Insgesamt erst sechs Gegentore stellen ebenso einen Ligabestwert dar. Offensiv stotterte der Motor hingegen zunächst, doch auch hier scheint der Trend zu stimmen: Am 10. Spieltag feierte der VfL einen starken 4:1-Sieg in Mannheim. Der Lohn ist ein ebenso überraschender wie verdienter dritter Tabellenplatz nach rund einem Viertel der Saison.
Note: 1-
Nach dem knapp verpassten Durchmarsch und einigen schmerzhaften Abgängen im Sommer prophezeiten nicht wenige dem FC Energie Cottbus eine schwere zweite Saison nach der Drittliga-Rückkehr. Doch siehe da: Der FC Energie ist von Anfang an voll da! Den Auftakt machte ein starkes 1:0 im DFB Pokal gegen Hannover 96, das Cottbus als einzigem Drittligisten den Einzug in die zweite Runde bescherte. Es folgten fünf Siege aus den letzten sechs Drittliga-Spielen, darunter ein berauschendes 5:0 gegen Stuttgart II.
Dank der vielen Sommertransfers ist der Kader nun deutlich breiter und variabler besetzt. Ein Umstand, den Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz gerne und gewinnbringend ausnutzt. Und so spielen die Lausitzer derzeit – angeführt von einem unwiderstehlichen Tolcay Cigerci – mit einer breiten Brust frei auf und ziehen damit auch gerne das nötige Spielglück auf ihre Seite. Cottbus hat wieder einen Lauf!
Note: 1-
Der Wahnsinn von der Wedau! Schon am 1. Spieltag strömten fast 20.000 Fans in die Schauinsland-Reisen-Arena – und sie dürften ihr Kommen nicht bereut haben. Der Aufsteiger aus der Regionalliga West feierte einen 2:1-Sieg gegen Stuttgart II. Der erste Streich – fünf weitere sollten folgen! Sechs Auftaktsiege gelangen in der 3. Liga vor dem MSV Duisburg noch keinem Klub. Was für eine furiose Rückkehr der Zebras in eben jene Liga, mit der sie sich viele Jahre lang so wenig anfreunden konnten!
Und was für eine emotionale Rückkehr: Immer wieder schlug die Elf von Diemtar Hirsch erst in den Schlussminuten zu und sicherte sich auch dank großartiger Jokerleistungen spät den Sieg, was die Begeisterung zusätzlich fütterte. Das Ergebnis ist eine nie dagewesene Euphorie rund um das Bundesliga-Gründungsmitglied, das seit Wochen von Tabellenplatz eins grüßt. Gegen Hansa Rostock strömten am 10. Spieltag über 27.000 Zuschauer ins Stadion – ausverkauft! Stellt sich nun die Frage, ob die Hirsch-Elf diesen Spitzenstart bestätigen kann?
Note: 1+
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