"Absolut überzeugt": Ulm befördert Glasbrenner zum Chefcoach

Die Trainersuche des SSV Ulm 1846 ist beendet – mit einem überraschenden Ergebnis. Anstatt einen neuen Übungsleiter zu verpflichten, haben die Spatzen Interimstrainer Moritz Glasbrenner zum Chefcoach befördert. Der 35-Jährige erhält einen Vertrag bis zum Ende der Saison.
Sieben Punkte aus vier Spielen
Viermal stand der 35-Jährige nach dem Aus von Robert Lechleiter zuletzt an der Seitenlinie und führte die Spatzen mit sieben Punkten in vier Spielen aus der Krise. Dabei konnte er derart überzeugen, dass er nun zum Cheftrainer befördert wurde. Vorausgegangen sei ein "sehr strukturierter und intensiver Prozess der Trainerfindung", heißt es in einer Mitteilung der Spatzen. Im Auswahlverfahren seien in den letzten Wochen mit verschiedenen Kandidaten, die allesamt in das Anforderungsprofil gepasst hätten, mehrere persönliche Gespräche geführt worden. Doch am Ende sei die "einstimmige Entscheidung" der Gremien zugunsten von Glasbrenner getroffen worden.
Vorstandsmitglied Thomas Oelmayer erklärt: "Es geht hierbei um eine gemeinsame Überzeugung und die haben wir bei Moritz zu 100 Prozent." Als gebürtiger Ulmer bringe er nicht nur fachliche und menschliche Qualitäten mit, sondern auch das nötige Herzblut. "Das hat er gezeigt, seit er an der Linie steht. Wir wünschen Moritz für seine Aufgabe nur das Beste", so Oelmayer.
SSV nimmt hohe Strafzahlung in Kauf
Auch Geschäftsführer Markus Thiele betont, dass die ursprüngliche Planung eine andere Lösung vorgesehen habe. "Allerdings hat Moritz in den letzten zwei Wochen mit seiner inhaltlichen Arbeit sowie menschlich absolut überzeugt, und deshalb haben wir uns dazu entschieden, ihn zum Cheftrainer zu machen." Dafür nehmen die Spatzen sogar eine Strafzahlung des DFB in Kauf, denn der gebürtige Ulmer verfügt derzeit nicht über die für die 3. Liga erforderliche Pro-Lizenz.
Zum Vergleich: Die SpVgg Unterhaching musste in der vorletzten Saison für Marc Unterberger eine Einmalzahlung von 10.000 Euro sowie 3.500 Euro pro Spiel zahlen. Am Ende waren in einem Zeitraum von fünf Monaten rund 60.000 Euro fällig geworden. Sollte Glasbrenner tatsächlich bis zum Ende der Saison auf der Bank sitzen, müssten die Spatzen angesichts von noch 28 ausstehenden Spielen knapp über 100.000 Euro zahlen.
"Demut" und "Vorfreude"
Glasbrenner zeigt sich "sehr dankbar für das Vertrauen, das der Verein in uns setzt", so der 35-Jährige. Die Aufgabe gehe er mit Demut, aber auch mit großer Vorfreude an, "da die Arbeit mit der Mannschaft in den letzten zwei Wochen großen Spaß gemacht hat". Von der Qualität der Mannschaft zeigt sich Glasbrenner "absolut überzeugt" und freut sich, "dass wir gemeinsam, das heißt Verantwortliche, Mannschaft, Trainerteam und Fans, weiterarbeiten können".
Zum Trainerteam gehören weiterhin Co-Trainer Max Kohlenberg, Analyst Patrick Waltenberger, Athletiktrainer Tim Gulde und Torwarttrainer Holger Betz. Glasbrenner war erst im Sommer zu den Spatzen zurückgekehrt und coachte zunächst die U19. Zuvor arbeitete der studierte Mediziner im Nachwuchs des SC Paderborn und des SC Preußen Münster. Erstmals als beförderter Chefcoach auf der Bank sitzen wird der 35-Jährige bereits am Mittwochnachmittag in einem Testspiel gegen den FC Augsburg.