Analyse: Wie Hansa Rostock die Trendwende gelingen kann

Nur elf Punkte aus zehn Spielen und Tabellenplatz 15: Der F.C. Hansa Rostock läuft seinen Ambitionen derzeit deutlich hinterher. liga3-online.de analysiert, wie der Kogge die Trendwende gelingen kann.

Torgefahr und Effektivität erhöhen

Sie ist ohne Frage die größte Baustelle der Kogge, die Offensive. Erst achtmal brachte Hansa den Ball bislang über die Linie, nur Schlusslicht Schweinfurt erzielte noch weniger Treffer (7). Doch der FCH schießt nicht nur wenige Tore, sondern arbeitet sich auch die wenigsten Großchancen aller Klubs heraus. Auffällig dabei: Die Rostocker gaben zwar die fünftmeisten Torschüsse der Liga ab (217), verwerten diese aber so schlecht wie kein anderes Team.

Dieses Missverhältnis deutet nicht nur auf fehlendes Abschlussglück, sondern auch auf strukturelle Probleme im Angriff hin. Häufig agiert Hansa im letzten Drittel zu unpräzise, spielt zu selten in die Tiefe und kommt zu wenig in den Rücken der Abwehr. Brinkmann muss den Fokus auf die Qualität der Torchancen legen – etwa durch gezielteres Positionsspiel im Halbraum, klarere Abläufe im Umschaltmoment und eine bessere Staffelung bei Flanken.

Rückkehrer

Dass der Offensivmotor bislang lahmt, liegt aber auch am Verletzungspech der letzten Wochen. Zwischenzeitlich fielen mit Andreas Voglsammer, Ryan Naderi und David Hummel gleich drei Stürmer aus. Während Letzterer auch weiterhin nicht zur Verfügung steht, feierten Voglsammer und Naderi während der Englischen Woche ihr Comeback. Bei 100 Prozent waren beide noch nicht, deuteten aber dennoch bereits an, über welches Potenzial sie verfügen.

Naderi erzielte gegen Cottbus den einzigen Treffer, Voglsammer brachte mit seiner Wucht und Präsenz wieder Tiefe ins Spiel. Ihre Rückkehr gibt Brinkmann neue Optionen im Angriff – etwa die Möglichkeit, zwischen Zielspieler und beweglicher Spitze zu variieren oder die Flügel mit mehr Tempo zu besetzen. Die personelle Entlastung erhöht die taktische Flexibilität – ein entscheidender Faktor, um künftig weniger ausrechenbar zu sein. Entsprechend bezeichnete Brinkmann die Rückkehr der Verletzten und Angeschlagenen als "riesengroßen Faktor".

Mehr Intensität

Darüber hinaus hat Brinkmann noch einen weiteren Ansatzpunkt für die Länderspielpause: "Das ist keine neue Erkenntnis, aber wir haben gesehen, wie abhängig das Spiel in der dritten Liga von Intensität ist. Deshalb möchte ich da einen Gang hochschrauben." Am Einsatz und der Einstellung ist die aktuelle Negativserie mit nur einem Sieg aus den letzten acht Spielen zwar nicht festzumachen, dennoch ist Brinkmann davon überzeugt, dass noch mehr geht.

Denn Hansas stärkste Phasen dieser Saison waren jene, in denen das Team früh presste, aggressiv anlief und das Spieltempo bestimmte – etwa im Heimspiel gegen 1860 München. In der Länderspielpause gilt es nun, physisch wie mental einen Gang hochzuschalten. Eine klar definierte Pressingstruktur und abgestimmte Laufwege im Mittelfeldpressing könnten helfen, Ballgewinne näher am gegnerischen Tor zu erzwingen – und so die Offensive zu entlasten.

Ruhe bewahren

Wichtig wird zudem sein, die Ruhe zu bewahren. Es war die richtige Entscheidung, trotz der ausbleibenden Ergebnisse an Trainer Daniel Brinkmann festzuhalten. Die Mannschaft steht sichtbar hinter ihm, und seine Spielidee hat bereits in der Vorsaison funktioniert. Eine vorschnelle Trennung hätte nur Unruhe ausgelöst – sportlich wie emotional. Dass es nach der Länderspielpause dringend Ergebnisse braucht, liegt auf der Hand. Aber noch mehr benötigt es gerade in der aktuellen Phase Ruhe und Verlässlichkeit.

Als Vorbild dient Arminia Bielefeld, das an Trainer Mitch Kniat trotz mehrerer Negativserie festgehalten hatte – selbst, als die Fans lautstark den Rauswurf gefordert haben. Am Ende wurden die Ostwestfalen mit dem Aufstieg und dem Einzug in das DFB-Pokal-Finale belohnt. Dass es bei Hansa ähnlich laufen muss, ist zwar keine Garantie, gleichwohl belegt die Kogge in der Tabelle der "Expected Points" den vierten Platz.

Fazit

Mit der Rückkehr wichtiger Offensivkräfte, klareren Abläufen im letzten Drittel und höherer Intensität im Spiel gegen den Ball besitzt Hansa Rostock die Werkzeuge, um die Trendwende einzuleiten. Entscheidend wird sein, diese Fortschritte nach der Länderspielpause in Punkte umzumünzen – und dabei die Ruhe zu bewahren, die in dieser Phase so wertvoll ist wie ein Tor.

   

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