"Jens kennt das Geschäft": Luft für Härtel in Aue wird dünner

Wieder gut gespielt, aber wieder verloren: Wie schon in Cottbus belohnte sich Erzgebirge Aue auch beim VfL Osnabrück nicht für eine gute Leistung und kassierte die vierte Niederlage in Folge. Angesichts der Talfahrt wird die Luft für Trainer Jens Härtel allmählich dünner. Sportchef Matthias Heidrich kündigte nach der Partie an, die aktuelle Lage "ergebnisoffen" diskutieren zu wollen. Ein direktes Bekenntnis vermied der 47-Jährige, nachdem er Härtel zuletzt noch eine Job-Garantie ausgesprochen hatte.
Wieder Ärger über Elfmeter
Er konnte es direkt nach Spielende kaum fassen, Trainer Jens Härtel, wie Aue auch dieses Spiel verlieren konnte. "Wir haben so einen Aufwand betrieben, so ein gutes Spiel gemacht", sagte er bei "MagentaSport". Schon zur Pause hätte sein Team demnach mit mindestens zwei Toren führen müssen. "Dann wird das ein ganz anderes Spiel." Aber stattdessen kassierte Aue direkt nach dem Seitenwechsel das 0:1 nach einer Ecke (49.) und wenig später durch einen Elfmeter das 0:2 (63.). Wie schon am Mittwoch in Cottbus hatte Aue erhebliche Zweifel an der Korrektheit des Strafstoßes, nachdem Zobel den Ball beim Wegdrehen an den Arm bekommen hatte. "Er dreht sich weg, sieht gar nicht, wo er hinschießt Das ist echt schlecht, weil du damit natürlich auch eine Richtung vorgibst", schimpfte Sportchef Matthias Heidrich in Richtung von Schiedsrichter Yannick Rupert.
Dabei hätten die Veilchen beim Handshake-Dialog vor Anpfiff den Schiedsrichter noch darum gebeten, "hier nicht direkt umzufallen", berichtete der 47-Jährige. "Das ist echt zu billig, das muss ich einfach sagen." Härtel wollte sich indes nicht zu sehr damit befassen: "Jammern hilft nicht. Wir haben trotzdem dann ein, zwei Fehler zu viel gemacht." Einmal mehr war die Chancenverwertung das Thema. Zwar kam Aue über Clausen zum Anschluss (71.), verpasste anschließend aber das 2:2, das Härtel zufolge "mehr als hochverdient gewesen" wäre. Mit der roten Karte gegen Malone (90.) und dem 1:3 (90.+5) war die Pleite dann endgültig besiegelt.
Situation soll "ergebnisoffen" diskutiert werden
Trotz der erneuten Pleite – es war die fünfte im siebten Spiel – war Härtel stolz auf die Leistung der Mannschaft und bezeichnete diese als "richtig gut". Da könne man überhaupt nicht meckern. Gerade auch nach dem Nackenschlag in Cottbus unter der Woche. "Da sieht man, was die Mannschaft für ein Potenzial hat. Denn sie ist wieder aufgestanden", hob Aues Coach hervor. "Aber am Ende stehen wir hier mit null Punkten und haben vier Niederlagen am Stück kassiert. Und das kann man nicht wegdiskutieren", gestand Härtel ein, nachdem er vor einer Woche noch betont hatte, dass Aue von einer Krise "weit entfernt" sei. Inzwischen liegt diese, zumindest mit Blick auf die Ergebnisse, klar auf der Hand. Entsprechend ist dem 56-Jährigen auch bewusst, dass "jetzt über den Trainer diskutiert wird. Das ist auch völlig legitim und gehört zum Geschäft dazu."
Und in der Tat kündigte Heidrich unmittelbar nach der Partie an, die aktuelle Situation in den nächsten Tagen "ergebnisoffen" besprechen zu wollen: "Jens kennt das Geschäft. Wenn wir keine Ergebnisse holen, wird alles umgedreht." Aues Sportchef betonte, dass "ein paar Fakten" auf der Hand liegen würden. Wie etwa, dass Aue unter Härtel nur 25 Punkte aus 26 Ligaspielen geholt, elf der letzten 13 Auswärtsspiele verloren und bereits vier Niederlagen in Folge kassiert hat. "Das ist nicht wegzudiskutieren. Und es liegen auch ein paar ganz subjektive Wahrnehmungen auf der Hand." Die gelte es jetzt übereinander zu legen. "Wir können ja nicht so tun, als wenn es die Ergebnisse nicht gibt und immer nur die Daumen drücken, dass es beim nächsten Mal besser wird", machte Heidrich klar und vermied dabei ein direktes Bekenntnis zu Härtel, nachdem er ihm vor einer Woche noch eine Job-Garantie ausgesprochen hatte. Immerhin betonte der 47-Jährige aber, dass er eine Mannschaft gesehen habe, die wollte.
"Mehr als den Job machen kann ich nicht"
Härtel selbst gab sich zumindest nach außen gelassen ("Mehr als den Job machen kann ich nicht") und nahm auch die Mannschaft in die Pflicht: "Am Ende müssen es natürlich die Jungs auf dem Feld lösen. Wir können ihnen ein paar Sachen mitgeben, aber am Ende müssen sie die Bälle über die Linie drücken und hinten sauber verteidigen." Ob Härtel beim Heimspiel gegen 1860 München am kommenden Samstag nach dem zweitschwächsten Saisonstart der Auer Drittliga-Historie noch auf der Bank sitzen wird, werden die nächsten Tage zeigen.