Döring nach Last-Minute-K.O: "Wir waren zu wild, wollten zu viel"

In einem turbulenten Topspiel am Freitagabend setzte sich Rot-Weiss Essen in allerletzter Sekunde gegen den SV Wehen Wiesbaden durch. Dort sitzt der Frust "zurecht ganz tief", wie Kapitän Fatih Kaya bei "MagentaSport" sagte. Dass die Hessen eine starke erste Halbzeit aus der Hand gaben, "darf uns nicht passieren".
"Müssen in der 1. Halbzeit den Sack zu machen"
Die Partie hielt, was sie versprach: sieben Tore, große Emotionen und am Ende das glückliche Händchen auf Essener Seite. Lange Zeit deutete jedoch nichts auf dieses Finale hin. Wiesbaden kontrollierte ab der 15. Minute das Geschehen und ging nach 24 Minuten durch Jordy Gillekens verdient in Führung. Ein zweiter oder dritter Treffer blieb jedoch aus – sehr zum Ärger von SVWW-Trainer Nils Döring. Er sagte am "MagentaSport"-Interview: "Wir müssen in der 1. Halbzeit den Sack zumachen – mit 2:0 oder 3:0 führen. Dann nimmt das Spiel gar nicht diesen Lauf."
Nach der Pause kam Essen wie verwandelt aus der Kabine. Einerseits wegen einer feurigen Ansprache von Trainer Uwe Koschinat, andererseits wegen einer Umstellung, die den Gastgebern bewusst war, wie Kapitän Fatih Kaya einräumte: "Wir haben in der Kabine darüber gesprochen und wussten, was passieren wird." Warum haben die Hausherren dann die Partie aus der Hand gegeben? "Wir waren zu wild, wollten zu viel", analysierte Döring. In solchen Szenarien "müssen wir cleverer sein, zunächst einmal alles sauber verteidigen". Das sah auch Kaya so: "Wir sind nicht gut in die Zweikämpfe gekommen, waren nicht mehr bissig".
Lob für die Moral – Kritik für die Naivität
Positiv vermerkten beide Seiten, dass Wiesbaden nach einem 1:3-Rückstand noch ausgleichen konnte. Der entscheidende Treffer für RWE kurz vor Schluss hinterließ dennoch bittere Gefühle. "Dass wir in der 90. Minute das 3:3 machen und dann so naiv verteidigen – das ist ärgerlich. Kein Vorwurf an die Jungs, sie wollten das 4:3 machen. Aber in so einem wilden Spiel musst du hinten sauber stehen", erklärte Döring. "Das ist ein Prozess, den du als Spieler gehen musst." Aus Sicht von Kaya sitzt der Frust "zurecht ganz tief. Das ist auch gut so. Sowas darf uns nicht passieren".
Lange Zeit zum Grübeln bleibt jedoch nicht. Bereits am Mittwoch steht für Wiesbaden das nächste Highlight an: die DFB-Pokal-Partie gegen den FC Bayern München. "Heute und morgen können wir enttäuscht sein", sagte Döring, "aber ab Sonntag gilt die volle Konzentration den Bayern. Dann muss die Freude auf dieses Spiel überwiegen."