Arminia Bielefeld: Das sind die Gesichter des Aufstiegs

Es war vielleicht der Schlüsselmoment in der Saison von Arminia Bielefeld. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Essen Anfang Februar gab es zum wiederholten Mal lautstarke "Kniat Raus"-Rufe. Kapitän Corboz quittierte dieses mit einer Scheibenwischer-Geste und legte sich anschließend verbal mit einigen Fans an. Danach kam es aber zu einer Aussprache im Team – und fortan lief es plötzlich. liga3-online.de blickt auf die Gesichter des Aufstiegs.
Der Trainer
Misserfolge im Fußball – auch das ist allgemein bekannt – haben nur ein Gesicht, und zwar das des Trainers. Der heißt bei Arminia Bielefeld Mitch Kniat, und wäre es nach dem Willen vieler Fans gegangen, dann hätte der 39-Jährige diese Erfolge mit Arminia Bielefeld nicht mehr auf der Trainerbank erlebt. Zu enttäuschend waren die Auftritte, besonders in den Heimspielen. Zu langsam der Spielaufbau, zu wenig eigene Tore, zu viele Fehler in der Abwehr. Doch der Trainer zeigte sich lernwillig, änderte den Spielstil seiner Mannschaft und impfte ihr das neue Offensiv-Gen ein.
Der Manager
Getreu dem Vereinsmotto "stur, hartnäckig, kämpferisch" folgte Manager Mutzel nicht den üblichen Markt-Mechanismen und hielt auch in der Ergebniskrise am Trainer fest. Das zahlte sich jetzt aus. Auch der erfolgreiche Kader-Umbau in der Winterpause ist sein Verdienst.
Die Abwehr
Mit nur 36 Gegentoren stellt Arminia die beste Abwehr der Liga. Allein in der Rückrunde hielt Keeper Jonas Kersken siebenmal die Null. Er selbst hat mit teilweise spektakulären Paraden daran einen großen Anteil. Vor ihm agierten die Innenverteidiger Leon Schneider und Maximilian Großer konzentriert und kompromisslos im Zweikampf. Dem eigentlich als Abwehrchef aus der ersten dänischen Liga verpflichteten Joel Felix blieb da nur die Rolle als Backup. Diese füllte er aber ohne Murren aus und zeigte seine Leistung, wenn er gebraucht wurde. Auch das war ein Mosaikstein zum Erfolg. Die Außenverteidiger Christopher Lannert und Louis Oppie brachten sich immer wieder in die Offensive ein und waren an vielen Toren direkt beteiligt. Mit Felix Hagmann steht auch hier ein starker Backup parat.
Das Mittelfeld
Von der neuen offensiven Ausrichtung profitierte besonders Kapitän Mael Corboz. Landeten seine Schüsse in der Hinrunde noch oftmals weit über oder neben dem Tor, brillierte der Mittelfeldspieler in der Rückrunde besonders im Abschluss. Aktuell steht er bei acht Toren und sechs Vorlagen. Für einen zentralen Mittelfeldspieler eine sehr starke Bilanz.
Profitiert hat Corboz wie auch der Rest vom Team vom Dauerläufer Sam Schreck. Der saß große Teile der Hinrunde nur auf der Bank. Seit dem 26.Spieltag steht er in der Stammelf und ist seitdem durch seine Lauf- und Zweikampfstärke dort nicht mehr wegzudenken. Als Höhepunkt verwandelte er letzten Sonntag souverän einen Elfmeter und erzielte damit seinen ersten Ligatreffer für Arminia.
Komplettiert wird das Mittelfeld-Trio von Stefano Russo. Der Deutsch-Italiener fehlte nur in einem Spiel und ist das Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. Darüber hinaus schießt er gute Standards und kommt auf zwei Tore sowie fünf Vorlagen in der Saison.
Der Sturm
Im Winter bekam der Angriff ein völlig neues Gesicht. Daniel Sumbu und Kaito Mizuta wurden verkauft, André Becker und Jeredy Hilterman verliehen. Roberts Uldrikis kam, spielte gut und verletzte sich beim 2:1-Pokalsieg gegen Bayer Leverkusen schwer am Kreuzband. Der Königstransfer in der Winterpause hieß Joel Grodowski. Der hatte in der letzten Saison mit 17 Toren großen Anteil am Aufstieg von Preußen Münster in die 2. Liga. Dort spielte er aber in der Hinrunde nur selten und folgte seinem ehemaligen Trainer aus der Zeit beim SC Verl nach Bielefeld. In der Rückrunde zündete der schnelle Stürmer sofort, spielte sowohl als Links- wie als Rechtsaußen oder als Mittelstürmer. In bislang 16 Spielen traf er fünfmal und legte ebenso viele Tore auf.
Weitgehend verletzungsfrei konnte Noah Sarenren Bazee in der Rückrunde spielen und seine Offensivqualitäten unter Beweis stellen. Allein in der Rückrunde erzielte er drei Treffer und vier Vorlagen. Julian Kania kommt meistens als Joker von der Bank. Das aber sehr erfolgreich. Von seinen 14 Ligatreffern konnte der Mittelstürmer sechsmal als Joker vollenden. Marius Wörl spielt mal im Mittelfeld und mal als hängender Linksaußen. Meistens aber spielt er stark und steuerte sechs Liga-Treffer zum Aufstieg bei.
Die Ersatzbank
Immer wieder feuert die Ersatzbank an und pusht die Mitspieler zu Höchstleistungen. Auch der junge Justin Lukas in der Abwehr, Lukas Kunze im Mittelfeld oder die Offensivspieler Isaiah Young und Merveille Biankadi (aktuell jeweils vier Saisontore) hatten ihren Anteil am Erfolg und dürfen zurecht mitfeiern.
Die Fans
Regelmäßig verwandelten die Anhänger die Schüco-Arena bei Heimspielen in einen Hexenkessel. Die fantasievollen Choreografien sorgten bundesweit für Aufsehen. Auch in den Auswärtspartien sorgen die zahlreichen Fans regelmäßig für eine Heimspiel-Atmosphäre. Wie zuletzt in Unterhaching, als sich 4.000 Arminen auf den weiten Weg in Münchens Vorstadt machten.
Fazit
Eine großartige Saison in der 3. Liga geht am kommenden Samstag zu Ende. Für Arminia Bielefeld steht dann noch das DFB-Pokalspiel in Berlin sowie das Finale im Westfalenpokal Ende Mai an. Im Moment wird die Mannschaft von einer riesigen Euphoriewelle getragen. Doch für die Erfolge von gestern kann man sich im Fußball nichts kaufen. Daher besteht jetzt für die Verantwortlichen die große Aufgabe, die Weichen zu stellen für eine erfolgreiche Saison in Liga 2.