Befreiungsschlag! Pure Erleichterung bei Kaiserslautern

Da ist er, der Befreiungsschlag: Sieben Spiele musste der 1. FC Kaiserslautern nach dem Auftakterfolg gegen 1860 München auf den zweiten Saisonsieg warten, am Dienstagabend war es soweit. 4:1 hieß am Ende bei Mitabsteiger Eintracht Braunschweig. Zum Matchwinner avancierte ein Youngster, der sein ganz eigenes Märchen schrieb.
Kühlwetter trifft doppelt
Trainer Michael Frontzeck musste nach dem Abpfiff erstmal kräftig durchatmen. "Wir hatten sehr schwierige Wochen hinter uns", blickte der 54-Jährige zurück. Dreimal in Folge hatte der FCK zuletzt sicher geglaubte Siege in der Nachspielzeit noch hergeschenkt und den ersehnten Befreiungsschlag damit verpasst. Umso größer war nun die Erleichterung über den deutlichen Erfolg in Braunschweig. "Mit der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, bin ich zufrieden", gab Frontzeck zu Protokoll.
Großen Anteil am so wichtigen Sieg hatte Youngster Christian Kühlwetter. Nach seinem Profi-Debüt in Jena am vergangenen Samstag stand der 22-Jährige erneut in der Startelf. Und traf erneut – dieses Mal sogar doppelt. Erst besorgte der Linksaußen nach zwölf Minuten die Führung und ließ Eintracht-Keeper Marcel Engelhardt dabei nicht gut aussehen, dann stellte er in der 61. Minute auf 3:1, nachdem Braunschweig kurz vor der Pause zum Ausgleich gekommen war (43.) und BTSV-Verteidiger Malte Amundsen zu Beginn des zweiten Durchgangs per Eigentor zur erneuten Führung der Pfälzer getroffen hatte (56.).
"Wenn es läuft, dann läuft es"
"Ich muss mich erstmal zwicken", konnte der 22-Jährige sein Glück am "Telekom"-Mikrofon kaum fassen – und strahlte dabei über das ganze Gesicht: "Von null auf hundert in die Startelf. Einfach Wahnsinn und geil." Drei Tore in den ersten beiden Profi-Spielen – das klingt nach einem Märchen: "Wenn es läuft, dann läuft es", fasste Kühlwetter bescheiden zusammen. Und Timmy Thiele lobte: "Das 3:1 macht er natürlich eiskalt."
Auch Frontzeck fand anerkennende Worte zur Leistung des Youngsters: "Er hat einen guten Charakter und eine gute Mentalität. Er bringt relativ viel mit, ist variabel einsetzbar." Neben Kühlwetter schenkte der FCK-Coach mit Lukas Gottwalt, Theodor Bergmann und Gino Fechner (alle 21 Jahre alt) drei weiteren jungen Spielern das Vertrauen: "Die Jungs haben noch einiges vor sich, aber gerade Kühli mit seinen zwei Toren hat mir heute gut gefallen." Und als Christoph Hemlein in der 88. Minute nach einem Solo-Lauf über den halben Platz das 4:1 erzielte, war endgültig klar: Dieses Mal würde der 1. FC Kaiserslautern den Sieg nicht in der Nachspielzeit noch herschenken. "Vor allem beim 2:1 hatten wir das Glück, das uns in den letzten Wochen gefehlt hat", analysierte Frontzeck.
Die Wende?
Zu klären bleibt indes die Frage, warum es der FCK nach der Führung nicht geschafft hat, nachzulegen und die Offensivbemühungen zwischenzeitlich eingestellt hatte. "In den 20 Minuten vor der Pause war Braunschweig das bessere Team", musste auch Frontzeck zugeben. Doch das war am Ende egal. "Wir wollten den Sieg unbedingt", hielt Thiele fest und lobte seinen Trainer: "Er hat in der Halbzeit sehr gut analysiert, was nicht ganz richtig gelaufen ist." Frontzeck selbst sprach indes nicht nur der Mannschaft, sondern auch den knapp 1.000 mitgereisten Fans ein Lob aus: "Es ist nicht selbstverständlich, dass so viele Fans mitfahren. Ich freue mich, dass sie heute endlich mal wieder was zum Feiern haben."
Doch auch in der Stunde des Sieges dachte der Übungsleiter der Roten Teufel an den Verlierer: "Ich wünsche Eintracht Braunschweig alles Gute". Faire Worte des 54-Jährigen, der mit dem FCK vor dem Spiel in einer ähnlichen Situation steckte. Doch während der BTSV weiterhin den vorletzten Tabellenplatz belegt, sieht die Welt beim 1. FC Kaiserslautern plötzlich deutlich besser aus: Elf Punkte nach neun Spieltagen bedeuten momentan Platz zehn, auch die Spitzenplätze sind nun wieder in Sichtweite. War der Sieg in Braunschweig nun die Wende? Das anstehende Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte wird es zeigen. Klar ist aus FCK-Sicht indes: Bis zum nächsten Sieg soll es nicht wieder sieben Spiele dauern.