Die Prognose für die Rückrunde #2

Am Wochenende beginnt die Rückrunde in der 3. Liga. Dann geht es 18 Spieltage lang mit Volldampf und ohne Länderspielpausen um Auf- und Abstieg – und für nicht wenige Teams auch abseits des Platzes um das Überleben. Wir nehmen die 20 Vereine unter die Lupe und prognostizieren, wo die Mannschaften am Saisonende stehen werden. Im zweiten Teil schauen wir auf die Teams aus der oberen Tabellenhälfte.
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Irgendwie hat sich dieser FCM an Paderborn vorbei an die Spitze gemogelt. Dabei ist er ganz anders als der Zweite: Paderborn hat große Stärken im Sturm, aber kleine Schwächen in der Defensive. Magdeburg besitzt nicht die ultimativen Ausrufezeichen – aber es fällt auch niemand ab. Die Elf kennt sich, ist daher absolut homogen und hat genug Erfahrung gesammelt, um den Aufstiegskampf dieses Mal mit einem Happy End abzuschließen.
Prognose: Die Konkurrenz wird es wurmen. Aber auch Magdeburg lässt sich das nicht mehr nehmen. Der Verein hat sich den Aufstieg redlich verdient.
Längst weiß jeder: Keiner in der 3. Liga spielt so einen guten Fußball wie Paderborn. Und kaum einer in der großen Fußballwelt wird je erklären können, wie diese Leistungsexplosion in der Sommerpause herbeigeführt worden ist. Kleinere Ausrutscher wurden im Stile eines Aufsteigers abgehakt, mit guten Leistungen vergessen gemacht. Warum sollte dieser SC Paderborn acht Punkte Vorsprung noch verspielen? Es fehlt jedes stichhaltige Argument. Er darf sich nur nicht zu sicher werden.
Prognose: Paderborn geht in die 2. Bundesliga, alles andere wäre ein schlechter Scherz.
Groß ist das Leistungsgefälle beim SV Wehen Wiesbaden. Gerne schießt er vier, fünf oder sechs Tore, schickte ganz nebenbei selbst den SC Paderborn mit 4:1 in die Heimat. Dazwischen aber drängten sich merkwürdige Auftritte, etwa die 3:4-Pleite in Überzahl bei Aufsteiger Jena. Kürzlich wurde im Sturm derweil doppelt nachgerüstet, mit Simon Brandstetter Zweitliga-Erfahrung geholt. Wiesbaden will seine Chance nutzen, das ist spätestens jetzt klar. Doch zumindest die direkten Aufstiegsplätze sind schon weit weg…
Prognose: Der SVWW bleibt erster Anwärter auf Rang 3 und wird auf eine Negativserie der Ligaspitze lauern.
Gute Laune an der Ostsee, und das mit Recht. Pavel Dotchev erfrischt mit Fußball, der gut anzuschauen ist und im Vergleich zu den letzten Jahren ungewohnt erfolgreich ist. Rückschläge gibt es, aber sie werden bedeutend schneller verziehen als in den Vorjahren – ein Indiz für die gute Arbeit des Vereins. Aber natürlich ist Hansa ein großer Verein, den die Ambitionen schnell einholen. Wenn dann sogar die ersten Spieler beginnen, vom Aufstieg zu sprechen, ist die hohe Erwartungshaltung schon perfekt.
Prognose: Hansa Rostock wird an seine starke Hinrunde anknüpfen und bis zum Schluss im Rennen um den Relegationsplatz mitmischen. Schlägt Winter-Neuzugang Pascal Breier voll ein, könnte der große Wurf tatsächlich schon in dieser Saison gelungen. Das Potenzial dazu ist mit Spielern wie Janis Blaswich, Oliver Hüsing und Marcel Hilßner zweifelsfrei vorhanden.
Die Hachinger – ein Aufsteiger, der oben mitmischt und damit nicht einmal wirklich überrascht. Denn die Bayern haben an ihre bombastische Regionalliga-Saison angeknüpft und allen voran mit zwei überragenden Lebensversicherungen, Sascha Bigalke und Stephan Hain, einer Reihe von Gegnern den Zahn gezogen. Die Ex-Bundesliga-Profis stehen aber nicht im Vordergrund, nein, sie führen den jungen Kader Schritt für Schritt auf die nationale Ebene. Diese Mannschaft hat Potenzial. Und sie kann, wenn sie sich in einen Lauf spielt, schon 2018 für eine Überraschung sorgen.
Prognose: Haching kann die Position mindestens halten. Läuft alles perfekt, werden sie ernsthafter Konkurrent um den Relegationsplatz. Wäre ja nicht der erste Durchmarsch…
Vom Fast-Absteiger zur Spitzenmannschaft: Die Entwicklung bei Fortuna Köln geht im Schatten der noch größeren Überraschung aus Paderborn fast etwas unter, auch weil die Domstädter zum Ende der Hinrunde ihr hohes Startniveau nicht ganz halten konnten. Dennoch hat Uwe Koschinat viel erreicht, die sportliche Führung teils echte Kracher an Land gezogen. Es ist anzunehmen, dass die Fortunen noch ein wenig abrutschen. Aber würde das wirklich stören? Der Fußball ist attraktiv, die Situation gut. Köln kann mit dieser Lockerheit noch einige Favoriten ärgern.
Prognose: Köln bleibt in der oberen Tabellenhälfte, aber etwas tiefer postiert. Abstiegskampf gibt es im Südstadion nicht zu sehen.
Wie machen die das nur immer? Zahllose Clubs können, nein müssen neidisch nach Großaspach schauen. Denn die für Drittliga-Verhältnisse sehr günstig zusammengestellte Mannschaft funktioniert in jedem Jahr aufs Neue, obgleich ziemlich regelmäßig die besten Spieler und auch die Trainer nach höheren Aufgaben schielen und die SGS verlassen. Kurios ist fast, dass ausgerechnet die bekannteren Namen wie Özgur Özdemir und Taxiarchis Fountas bislang etwas abgefallen sind. Den Ruf als unheimlich eklig zu bespielende Mannschaft haben die Württemberger unterdessen behalten.
Prognose: Das große Ziel, der Klassenerhalt, ist zu zwei Dritteln erfüllt. Für die SGS geht es vielleicht noch in die untere Tabellenhälfte, ein Erfolg wird die Spielzeit dennoch.
Der KSC ist in der 3. Liga angekommen – lange hat es gedauert, ein Trainer wurde verschlissen. Ob es unter Alois Schwartz 2018 für den großen Wurf reicht und eine ähnlich geniale Rückserie wie einst vor fünf Jahren serviert werden kann? Eher unwahrscheinlich, denn vor allem die Offensive fällt doch deutlich gegenüber den Ligabesten ab. Auch der KSC hat im Übrigen bislang keine großen Aktivitäten auf dem Transfermarkt gezeigt. Nun gut, die vorhandene Qualität sollte für eine gute Platzierung auch ausreichen, alles andere wäre ein Armutszeugnis.
Prognose: Ähnlich wie bei Mitabsteiger Würzburg ist eine positive Entwicklung realistisch, der große Wurf aber nicht.
Der VfR Aalen ist nun schon einige Jahre in der 3. Liga zu Gast, hat unter anderem eine Insolvenz hinter sich. Mittlerweile steigen die Ansprüche auf der Ostalb, nicht jeder Fan war während der Hinrunde stets zufrieden. Unter dem Strich aber bewegt sich Aalen im gesicherten Mittelfeld und hat eine Punktzahl auf dem Konto, über die sich viele Vereine freuen würden. Angesichts des immer noch niedrigen Etats ist das eine respektable Leistung. Stimmt vor allem die Defensivleistung weiterhin, dürfte die Spielzeit eine unspektakuläre werden.
Prognose: Beim VfR tut sich nicht mehr viel. Er wird im Grenzbereich der oberen und unteren Tabellenhälfte eintrudeln.
Sagen wir es ganz offen heraus: Zwischenzeitlich sah es um die Würzburger Kickers schon ziemlich übel bestellt aus. Ein Haufen Individualisten, der sich nicht zusammenraufen kann? Nein, die Mannschaft bewies zum Ende der Hinrunde das Gegenteil und spielte sich in einen richtigen Rausch. Mit aktuell sechs Siegen in Serie können die Würzburg die Planungen für das nächste Drittliga-Jahr aufnehmen. Einzig der Relegationsplatz ist nach oben hin noch halbwegs in Sicht, dafür müsste aber wirklich alles passen. Auch weil Wintertransfers bislang ausblieben, ist diese ehrgeizige Mission derzeit eher unwahrscheinlich.
Prognose: Für Würzburg kann es noch bis in das obere Tabellendrittel gehen. Der Angriff auf die 2. Bundesliga muss aber noch ein Jahr warten.