VfB-Coach Pfeiffer im Interview: "Wollen uns in der 3. Liga etablieren"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Lukas Pfeiffer, Aufstiegstrainer des VfB Lübeck, über den Aufstieg in die 3. Liga, zwei weitere Ziele für die restliche Saison, die Kaderplanung für die kommende Spielzeit und eine endgültige Entscheidung über seine Zukunft.

"Das ist auch ein besonderes Lob an unser Team"

liga3-online.de: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 3. Liga, Herr Pfeiffer! Lange hat es sich angedeutet, nun ist der Aufstieg in die 3. Liga fix. Wie haben Sie die zurückliegenden Tage erlebt?

Lukas Pfeiffer: Das fühlt sich richtig gut an, das erklärte Ziel endlich erreicht zu haben. Nachdem die zweite Mannschaft des Hamburger SV keine Zulassung für die 3. Liga beantragt hatte, waren wir in einer guten Ausgangsposition. Spätestens nach unserem eigenen 2:0-Erfolg gegen den SC Weiche Flensburg vor rund zwei Wochen war uns allen klar, dass es passieren wird. Umso schöner, dass wir gleich bei der ersten Gelegenheit mit dem Sieg bei der SV Drochtersen/Assel den Aufstieg in trockene Tücher bringen konnten. Von daher war in den eigenen Reihen auch kein großer Druckabfall zu verspüren.

Da die U23 des Hamburger SV keine Zulassung für die 3. Liga beantragt hatte, war die zweite Mannschaft von Hannover 96 somit der einzige Konkurrent. Hat sich der VfB genau die richtige Spielzeit ausgesucht, um ganz oben anzugreifen?

Ja und nein! Natürlich wirkt es so, dass es für eine Mannschaft leichter ist aufzusteigen, wenn es weniger Bewerber gibt. Dass es so weit gekommen ist, haben wir uns allerdings auch hart erarbeitet. Vor der Saison hatten sicherlich auch andere Vereine vor, sich für die 3. Liga zu melden. Da wir aber von Beginn an konstant gepunktet haben und einige Klubs kaum noch die Möglichkeit hatten, uns zu erreichen, haben sie auch auf die Zulassung verzichtet. Das ist auch ein besonderes Lob an unser Team.

Sie hatten den VfB im Sommer 2021 nach dem Abstieg aus der 3. Liga übernommen. Nach einem großen Umbruch war das Ziel klar: Lübeck wieder auf Deutschlands Fußball-Landkarte zurückzubringen. Wie blicken Sie auf drei Jahre zurück?

Es ist in dieser Zeit unglaublich viel passiert. Ich kann mich gut daran erinnern, wie bitter es war, aus der 3. Liga abzusteigen. Es war zu dem Zeitpunkt in der Tat eine mutige Entscheidung, auf mich und damit auf einen jungen Trainer zu setzen. Wir haben aber alle an einem Strang gezogen und uns 2022 mit dem Sieg im Landespokal belohnt. Vor der aktuellen Saison hatten wir uns das klare Ziel gesteckt, aufsteigen zu wollen. Es sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe, etwas zu wollen und es auch tatsächlich umzusetzen. Von daher bin ich extrem froh darüber, dass es uns in dieser Saison gelungen ist.

Der letzte Aufenthalt in der 3. Liga dauerte nur eine Spielzeit. Was will der VfB beim neuen Versuch in der kommenden Saison besser machen?

Auch in diesem Bereich hat sich beim VfB Lübeck über die Zeit einiges getan. In Bezug auf die Infrastruktur sind wir deutlich weiter als noch 2020. Zum Beispiel haben wir jetzt auch eine Rasenheizung in unserem Stadion. Wir gehen mit einer gewachsenen Mannschaft in die 3. Liga, die Qualität im Training ist schon jetzt hoch.

 

"Haben einen Standortvorteil"

Wie wird sich der Kader für die neue Saison verändern?

Wir haben die komfortable Situation, bereits 17 Spieler für die kommende Saison unter Vertrag zu haben. Damit steht das Grundgerüst für die neue Spielzeit. Wie wir aber alle wissen, reichen 17 Spieler für das gesamte Jahr nicht aus. Also sind auch wir auf der Suche nach einigen Verstärkungen. Es ist unser Ziel, den einen oder anderen Spieler zu verpflichten, der auch Leistungsträger sein soll. Es können sich auch weiterhin die Spieler in den kommenden Wochen beweisen, deren Vertrag im Sommer ausläuft. Sicherlich kommt es uns zugute, dass wir durch den frühzeitig feststehenden Aufstieg in einer komfortablen Situation stecken, was die Kaderplanung anbelangt.

Die 3. Liga wird auch finanziell immer mehr zur Herausforderung. Wie gut ist der VfB Lübeck aufgestellt?

Dafür bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich lehne mich aber mal so weit aus dem Fenster und sage, dass vermutlich deutlich größere Fische im Teich mitschwimmen werden. Wir können stattdessen aber mit anderen Mitteln glänzen. Und zwar haben wir einen Standortvorteil. Wir spielen dort Fußball, wo andere Urlaub machen. Beim VfB geht es familiär zu und wir können hervorragende Bedingungen anbieten. Das sind Punkte, mit denen wir glänzen können. Eins steht aber fest: Wir werden keine Experimente starten, die uns auf die Füße fallen könnten.

Interessant wird der Aufstieg auch für Ihre eigene Laufbahn. Sie sind aktuell im Besitz einer B+-Lizenz. Benötigt wird in der 3. Liga aber der zwei Stufen höher angesiedelte UEFA-Pro-Lizenz, um an der Seitenlinie stehen zu dürfen. Wie geht es jetzt weiter?

Das wissen wir tatsächlich noch gar nicht. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde ich in Sachen Trainerscheinen in den vergangenen Jahren ein wenig ausgebremst. Aktuell warte ich auf eine Entscheidung, ob ich im nächsten Lehrgang der A-Lizenz teilnehmen darf. Dafür endete im April die Bewerbungsphase. Ob ich in der kommenden Spielzeit mit einer Sondergenehmigung an der Seitenlinie stehen darf, steht aktuell noch nicht fest. Diese Verantwortung habe ich die Hände des Vereins gelegt, der mit dem DFB im ständigen Austausch ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich die Mannschaft auch in der 3. Liga betreuen darf. Allerdings geht es hierbei nicht in erster Linie um mich. Das Team hat sich den Aufstieg erarbeitet. Wer an der Seitenlinie stehen wird, ist erst einmal zweitrangig.

Um den Traum des Profitrainers zu realisieren, hatten Sie sich gegen den Abschluss eine Pilotenausbildung entschieden. Wie hoch kann es nun noch mit dem VfB gehen?

Um bei dieser Metapher zu bleiben: Wir sind gerade erst abgehoben. Wohin die Reise geht, wird sich noch zeigen. (lacht) Aber im Ernst: Wir wollen uns erst einmal in der 3. Liga etablieren und nach und nach einige Dinge anschieben, um in Zukunft voranzukommen. Es bringt aber nichts, den dritten Schritt vor dem ersten machen zu wollen.

   

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