Hiller nach Derby-Sieg: "War überall, nur nicht im Grünwalder"

Auftakt nach Maß für den TSV 1860 München: Erstmals seit über 20 Jahren konnten die Löwen ein Pflichtspiel gegen eine Mannschaft des FC Bayern München gewinnen. Beim 2:0 gegen die U23 des Rekordmeisters avancierte Torhüter Marco Hiller zur Figur des Spiels, während Trainer Michael Köllner um seinen Vater trauerte.

"Als hätte er gegen Klitschko gekämpft"

Es lief die 25. Minute, als sich Bayerns Profi-Leihgabe Joshua Zirkzee im Strafraum gegen mehrere Verteidiger durchsetzte und in Richtung Tor lief. Bei einer Grätsche um den Ball kam er gegen 1860-Keeper Marco Hiller aber viel zu spät, zog dennoch voll durch und traf Hiller mit offener Sohle im Gesicht. Während Zirkzee folgerichtig glatt Rot sah, sich aber fair entschuldigte, lag der Löwen-Keeper blutüberströmt auf dem Platz und wurde ganze fünf Minuten lang behandelt. "Zunächst dachte ich, dass ich nicht weiterspielen kann", sagte er nach der Partie mit einem Cut unter dem Auge im "MagentaSport"-Interview. "Aber es ist ein Derby, ich wollte weitermachen und habe gemerkt, dass es ging."

Die Spuren des Foulspiels waren derweil auch nach der Partie noch deutlich sichtbar. "Zunächst habe ich einen Schlag im Gesicht bemerkt. Dann wurde es plötzlich ganz warm, das Blut ist mir heruntergelaufen. In dem Moment war ich überall, nur nicht im Grünwalder Stadion", beschrieb er die Szene aus seiner Sicht. "Die Physios haben das Blut weggemacht und nach dem ersten Schock ging es dann wieder. Da musste ich auch für die Mannschaft vorangehen." In der Halbzeitpause wurde Hiller dann genäht, "damit es wieder schön zusammenwächst", meinte der 23-Jährige dazu. "Ich musste auf die Zähne beißen – und es hat funktioniert." Auch während des restlichen Spiels warf sich Hiller weiterhin in jeden Ball, als sei nichts gewesen. Eine Tatsache, die Sportchef Günter Gorenzel Respekt abnötigte: "Marco sieht aus, als ob er gegen Klitschko gekämpft hätte", stellte der Österreicher fest.

Gorenzel hat "größten Respekt" vor Köllner

Dass er anstelle von Cheftrainer Michael Köllner nach dem Spiel zur Pressekonferenz kam, hatte einen traurigen Grund: Der Löwen-Coach trauerte um seinen Vater, der in der Nacht von Donnerstag auf Freitag verstorben ist. "Ich möchte im Namen des gesamten Vereins und der gesamten Löwenfamilie unser herzliches Beileid aussprechen", sagte Gorenzel und hatte "größten Respekt" davor, dass Köllner beim Spiel auf der Bank saß: "Michael hat mir am Freitagmorgen gesagt, dass er das in der engen Verbindung zu 1860 und der Mannschaft durchziehen wolle. Größten Respekt dafür, wie er diese Aufgabe gemeistert hat." Dem Löwen-Coach war weder auf der Pressekonferenz am Freitag, noch während den 90 Minuten etwas anzumerken. Als das Spiel dann vorbei und der Sieg eingefahren war, überkamen ihn die Emotionen. Die Anteilnahme unter den Löwen-Fans in den sozialen Netzwerken ist enorm.

Zum Spielgeschehen fasste sich Gorenzel anschließend kurz: "Der Treffer zum 1:0 vor der Pause war vielleicht etwas glücklich." Gemeint war das Eigentor von Timo Kern in der 44. Minute. Nach der Pause habe man dann gesehen, welche Qualität in der Mannschaft des FC Bayern stecke. "Wir haben kollektiv dagegengehalten, jeder hat alles gegeben. Das sieht man auch am Trainer, der in dieser schweren Situation zu seiner Mannschaft steht." Für das 2:0 sorgte dann Merveille Biankadi in der Nachspielzeit – es war im ersten Spiel sein erster Treffer. "Das hilft ihm sicher vom Selbstvertrauen, bei uns relativ schnell Fuß zu fassen", so Gorenzel. Die Spieler feierten den Derby-Sieg, der vorerst Tabellenplatz zwei bedeutet, derweil mit einer Humba vor der leeren Fankurve – und richteten eine Grußbotschaft an die Fans (Video unten). "Die ganze Mannschaft kann stolz auf sich sein", meinte Hiller. Ob er am übernächsten Montag im Duell mit dem FC Ingolstadt wieder auf dem Platz stehen kann, ist noch offen. Geht es allein nach dem 1860-Keeper, dürfte die Sache aber klar sein.

   

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