Saisonprognose #1: KFC, Cottbus, TSV 1860, VfL und Lotte

Zehn Wochen Sommerpause neigen sich dem Ende entgegen, in Kürze geht die 3. Liga in ihre elfte Auflage. Vor dem Auftakt nimmt liga3-online.de alle 20 Klubs ausführlich unter die Lupe. Den Anfang machen im ersten von vier Teilen die drei Aufsteiger sowie zwei Mannschaften, die im Frühjahr noch im hintersten Mittelfeld eintrudelten.

Ausgangslage

Sportlich als auch organisatorisch spannend war der Aufstieg des KFC Uerdingen. Fast vergessen wird, dass die Krefelder damit den Durchmarsch aus der Fünftklassigkeit geschafft haben. Doch der Zug soll weiterrollen, die Richtung gibt Investor Mikhail Ponomarev klar vor: Auch die 3. Liga soll nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben sein.

Zu- und Abgänge

Schlüsselspieler der vergangenen Saison haben den KFC nicht verlassen. Stattdessen hat er mächtig aufgerüstet und dabei vor allem auf sehr erfahrene Leute gesetzt: Robert Müller, Dennis Daube, Manuel Konrad, Stefan Aigner und vor allem Weltmeister Kevin Großkreutz verstärken die Elf von Trainer Stefan Krämer. Der Gesamtmarktwert der Neuzugänge beträgt fast 3,3 Millionen Euro – das kann sich sehen lassen.

Testspiele

Uerdingen hat sich viele höherklassige Gegner gesucht, die Ergebnisse sind entsprechend unterschiedlich. Bislang hervorzuheben ist das 3:1 gegen den tschechischen Erstligisten FK Pribram, gegen Bundesligist Mainz 05 gab es nur eine knappe 1:2-Pleite. Am Dienstag verbuchte der KFC ein 1:0 gegen den niederländischen Zweitligisten FC Eindhoven.

Kader

Angenehm ist die Rolle von Trainer Stefan Krämer nicht, denn er wird einige Aufstiegsmacher auf die Ersatzbank oder gar Tribüne setzen müssen. Die Qualität ist durch die Transfers immens, allerdings muss aus der Individualität wie so oft eine Einheit entstehen. Leicht ist die Aufgabe nicht, wenn geballte Erfahrung auf das riesige Selbstvertrauen der Meister-Elf trifft.

Prognose: Platz 4-12

Der KFC Uerdingen kann nur mit großem Korridor eingestuft werden. Läuft alles gut, wird Blau-Rot ein Verfolger der besten Teams sein. Hakt es im Kader, ist dieser für den Abstiegskampf dennoch zu stark und trudelt eher im Mittelfeld ein.

 

Ausgangslage

Energie Cottbus ist nach zwei Jahren in der Regionalliga Nordost zurück im nationalen Geschäft. Überraschend: Der Trainer, Pele Wollitz, ist noch immer derselbe wie im Abstiegsjahr 2016. Das Team wurde aber, wie nach Abstiegen üblich, komplett ausgetauscht, daher brauchte der FCE ein Jahr Anlaufzeit für den großen Wurf. Viele attestieren, dass Energie die Eingespieltheit noch einiges bringen wird.

Zu- und Abgänge

Still ruht der See. Zwei Neue hat Cottbus erst geholt: Stürmer Abdulkadir Beyazit aus Babelsberg sowie Daniel Stanese aus Aalen. Den Rest soll die Aufstiegsmannschaft richten, die unverändert geblieben ist. Einzig Topstürmer Streli Mamba scheint heiß begehrt, unter anderem von Zweitligist SC Paderborn. Diesen Abgang würde sich Cottbus aber bestens bezahlen lassen.

Testspiele

Neben drei eher wenig aussagekräftigen Siegen in Kicks gegen unterklassige Gegner schaffte Energie Cottbus gegen den tschechischen Erstligisten Dukla Prag ein 2:0 und blieb damit in den ersten vier Testspielen ohne Gegentor. Im fünften kassierte man gegen Zweitliga-Neuling Magdeburg gleich drei Stück und verlor 1:3. Zum Abschluss geht es am Sonntag gegen Viertligist FC Oberlausitz Neugersdorf.

Kader

79 Tore, 14 Gegentore: In der Aufstiegssaison hatte der Kader keine Schwäche. Rein nominell liegen die Stärken noch eher im Angriff, wo Streli Mamba, Fabio Viteritti, Maximilian Zimmer und Marcelo Freitas wirbeln. Doch auch die Defensive um den erfahrenen Marc Stein zeigte bislang keine Schwachstellen.

Prognose: Platz 6-10

Energie Cottbus ist kein Aufsteiger, der nur gegen den Abstieg spielen wird. Realistisch erscheint eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte. Die Rolle des FCE ist in etwa vergleichbar mit der der SpVgg Unterhaching im Vorjahr, das Potenzial für eine Überraschung ist da.

 

Ausgangslage

Dritter Aufsteiger, dritte bewegte Vergangenheit. Bundesliga, 2. Bundesliga, die Ära Hasan Ismaik, der sportliche Abstieg, die verweigerte Zulassung, der Stadionauszug und die Regionalliga-Meisterschaft plus Wiederaufstieg – das sind nur einige Eckdaten der jüngeren Löwen-Geschichte, die nun nur ein Ziel haben: Schnell wieder in die 2. Bundesliga kommen, aber möglichst ohne starken jordanischen Einfluss.

Zu- und Abgänge

Die Fluktuation war bei 1860 recht groß, zehn Spieler sind gekommen und zwölf Akteure haben den Verein verlassen. Umstritten war der Abgang von Timo Gebhart, den die Fans sehr schätzten. Neu dabei sind Kracher wie Stefan Lex, Adriano Grimaldi und Quirin Moll, dazu einige herausragende Spieler der Regionalliga Bayern.

Testspiele

Neben mehreren Siegen gegen unterklassige Gegner rangen die Löwen um Coach Daniel Bierofka dem Schweizer Vizemeister FC Basel ein 1:1-Remis ab, besiegten den russischen Erstligisten FK Ufa mit 1:0 und verloren auch gegen das türkische Topteam Istanbul Basaksehir (0:0) nicht – starke Ergebnisse in der Vorbereitung. Am Wochenende wartet unter anderem noch der SV Sandhausen.

Kader

Bunt gemischt ist die Mannschaft der Sechziger, weil sie einerseits Erfahrung mitbringt, andererseits schon im Sommer 2017 mit einigen Talenten aus der ehemaligen Reservemannschaft gefüttert wurde, die den Sprung in die vorderste Reihe geschafft haben. In der Relegation gegen Saarbrücken wurde manch defensive Schwäche offensichtlich, im Sturm ist die Qualität dagegen durch gute Transfers nochmal gestiegen.

Prognose: Platz 5-9

Wer bester Aufsteiger wird, ist kaum abzuschätzen. 1860 München hat jedenfalls auch Chancen, nicht zuletzt dank der Unterstützung im Stadion an der Grünwalder Straße, das trotz Kapazitätserhöhung immer ausverkauft sein wird. Das vordere Mittelfeld ist für die Giesinger drin.

 

Ausgangslage

Der VfL Osnabrück hat eine Saison zum Vergessen hinter sich. Die ist mittlerweile aber abgehakt. Personelle Konsequenzen wurden gezogen: 17 Spieler haben den VfL im Sommer verlassen. Der neue Kader ist dünner besetzt und jünger. Er soll attraktiven Fußball bieten, mit dem sich die Fans identifizieren können. Denn sie muss der VfL zurückgewinnen.

Zu- und Abgänge

Unter den zahlreichen Abgängen sind Spieler, die an der Bremer Brücke teils mehrere Jahre geprägt haben: Kapitän Christian Groß zum Beispiel, Stürmer Halil Savran und Torhüter Marius Gersbeck. Ersetzen sollen sie "Charakterspieler" wie Felix Schiller vom 1. FC Magdeburg und Manuel Farrona Pulido von Fortuna Köln. Auch einige Regionalliga-Talente sind künftig am Start, insgesamt kamen bisher zehn Neue. Außerdem schafften drei U19-Talente den Sprung in den Profikader.

Testspiele

Eher unspektakulär verlief der Testspiel-Sommer bisher. Gegen den BVB II und Rot-Weiß Oberhausen siegte man 2:1, gegen Landesligist SV Bevern nur 1:0. Belgiens Erstligist Royal Antwerpen fügte den Lila-Weißen eine 0:1-Pleite zu, gegen Viertligist SSV Jeddeloh II hieß es am Ende 5:1. Zur Generalprobe am Samstag kommt der belgische Zweitligist Royale Union Saint-Gilloise an die Bremer Brücke.

Mannschaft

In allen Mannschaftsteilen hat Sportchef Benjamin Schmedes den VfL Osnabrück neu aufgestellt. Die wenigen Stammkräfte, die geblieben sind, werden sich nun einem neuen Kampf stellen müssen: Marcos Alvarez, Adam Susac, Marc Heider und Tim Danneberg gehören dazu. Klar: Der große Umbau birgt ein Risiko. Gleichwohl war es unverzichtbar, einige alte Zöpfe abzuschneiden.

Prognose: Platz 10-14

Der VfL Osnabrück muss sich verbessern, sonst steigt er ab. Weil drei starke Aufsteiger dazukommen, muss die Saison mit der realistischen Zielsetzung Klassenerhalt begonnen werden. Das kann und wird der VfL wohl schaffen. Große Sprünge sind aber nicht drin, dafür ist auch die finanzielle Lage weiterhin nicht gut genug.

 

Ausgangslage

Ein turbulentes Jahr liegt hinter den SF Lotte, die binnen zwölf Monaten insgesamt fünf Trainer beschäftigten. Man wird Matthias Maucksch gönnen, dass er es länger auf dem heißen Stuhl aushält als einige seiner Vorgänger. Allerdings ist seine Aufgabe, die 3. Liga zu halten, eine verdammt schwere ob der namhaften Konkurrenz.

Zu- und Abgänge

Das Gesicht des Aufstiegs haben die SFL vor dem nun dritten Jahr in der 3. Liga endgültig verloren: Benedikt Fernandez, Bernd Rosinger, André Dej, Kevin Rodrigues Pires und Kevin Freiberger haben den Verein verlassen. Das Durchschnittsalter der 14 Zugänge, von denen lediglich Jeron Al-Hazaimeh und Jules Reimerink nennenswerte Drittliga-Erfahrung haben, liegt bei nur 22 Jahren, das der Abgänge bei 27 Jahren. Blutjung werden die Lotter also sein. Aber auch erfolgreich?

Die Testspiele

Aus den Testspielen ist wenig zu deuten. Ein 1:1 gegen Wiedenbrück, ein 0:1 gegen den VfL Wolfsburg II, ein 2:1 über den TSV Havelse und ein 2:0 über Werder Bremen II. Allesamt Viertligisten. Aufschlussreicher dürfte das am Freitag anstehende Spiel gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo sein.

Mannschaft

Wie oben angerissen: Die Sportfreunde Lotte haben sich Talente ohne Ende ins Boot geholt. Auf der Konsole hat das meistens funktioniert. Doch ob die Mischung stimmt, ist auf dem Papier zumindest vorsichtig zu hinterfragen. Neue Führungsspieler müssen sich hervortun, das Team sich schnell an die 3. Liga gewöhnen. Denn läuft es nicht nach Plan, neigen die Lotter zu Schnellschüssen.

Prognose: Platz 14-19

Irgendeiner muss den schwarzen Peter ziehen. Die SF Lotte sind aus unserer Sicht, aber das ist für sie nichts Neues, ein Abstiegskandidat. Nur wenn die Talente sofort ihr Potenzial abrufen und sich ein Stürmer als Knipser erweist, werden die Westfalen den Kurs Klassenerhalt einschlagen können.

   
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