MSV Duisburg: Leistung zum richtigen Zeitpunkt

Das Spiel zwischen den Sportfreunden Lotte und dem MSV Duisburg wird – wohl oder übel – in die Geschichte der Dritten Liga eingehen. Ausschlaggebend dafür ist weniger, dass die beiden Mannschaften sich zum allerersten Mal in einem Pflichtspiel gegenüberstanden, sondern viel mehr der unvergleichliche Ausraster von Baris Özbek. Abseits dieses Geschehens ist dennoch etwas Sportliches passiert, denn der MSV Duisburg hat zum ersten Mal nach fünf Spielen wieder einen Sieg geholt.

Auf frostigem Boden glüht der Rasen

Lange ist es her, dass Jürgen Klinsmann bei seiner Auswechslung eine Werbesäule gekonnt zertreten hat. Oder, dass Tim Wiese seinen Gegenspieler Ivica Olic mit einem Kung-Fu-Tritt außer Gefecht setzte. Oder dass Oliver Kahn dem damaligen Dortmunder Spieler und heutigen Regensburg-Trainer Heiko Herrlich in den Hals beißen wollte. Heute erzählt der gemeine Fußballfan immer noch von diesen Geschichten, als Fußball noch "Männersport" war und die Spieler nicht bei jedem schiefen Blick auf dem Boden lagen. Und auch die Dritte Liga hat am Sonntag einen ihrer größeren Skandale erlebt, als Baris Özbek vom MSV Duisburg in der 26. Minute im Spiel gegen die Sportfreunde Lotte vom Platz flog. Wie seine beispiellosen Vorgänger wird auch Özbek für seine Aktionen wenig Sympathiepunkte sammeln, sein Verhalten beim Abgang vom Feld war – trotz Provokationen mehrerer Lotteraner Spieler – eher auf Kreisliga-Niveau. An dieser Stelle sollte jeglicher nostalgischer Gedanke an Zeiten, wo Probleme mit Fäusten geregelt wurden, auch ad acta gelegt werden, denn so etwas hat zweifelsfrei nichts im Profifußball verloren. Am Mittwoch sperrte ihn der DFB für gleich acht Spiele, zudem verhängte der MSV eine Geldstrafe. Aber neben Özbeks Ausraster gab es auch noch etwas anderes zu berichten, denn da fand ja auch noch ein Fußballspiel drum herum statt. Und in dem haben sich die Zebras wieder mal so gezeigt, wie die Fans es erwartet haben – mit Leidenschaft und Kampf (auf sportliche Weise).

MSV spielt befreit auf

Mit Fabian Schnellhardt kehrte der unumstrittene Hoffnungsträger für kreative Momente in die Reihen des MSV Duisburg zurück und das merkte man den Zebras schon von der ersten Minuten an: obwohl Schnellhardt in der Anfangsphase gar keine Zaubertricks auspackte, wirkten die Spieler um ihn herum schlagartig befreiter. Ahmet Engin ging unverblümt in Dribblings, die Flanken von Nico Klotz kamen an und Kingsley Onuegbu wagte einen Volleyschuss aus der Drehung – urplötzlich war das Selbstvertrauen der Spieler wieder da, die immerhin seit fünf Spielen keinen Sieg mehr einfahren konnten. Konsequenterweise gingen die Zebras schon früh in Führung, nach einem Freistoß von Zlatko Janjic waren Kingsley Onuegbu und Tim Albutat zum Abstauben bereit, Letzterer am Ende auch der Torschütze. Kurz danach hätte Eigengewächs Ahmet Engin, der nach seiner Doppelvorbereitung in der letzten Woche erneut das Vertrauen von Trainer Ilia Gruev bekam, freistehend auf 2:0 erhöhen können – zielte jedoch knapp rechts am Tor vorbei. Anschließend folgte das Drama um Baris Özbek, in einer Phase, in der für den MSV eigentlich alles gut lief. Die Lotteraner wurden daraufhin stärker, hätten kurz vor und kurz nach der Halbzeitpause den Ausgleich erzielen können, wenn nicht sogar müssen. Erneut waren die Duisburger aber zum richtigen Zeitpunkt da und erzielten durch Janjic den 2:0-Siegtreffer (52.). Sportlich bleibt festzuhalten, dass die Meidericher in den letzten beiden Spiele ihre Balance wiedergefunden haben – und das genau zum richtigen Moment. Andernfalls wäre die Tabellenführung weg gewesen, jetzt können die Zebras aber berechtigterweise von der Herbstmeisterschaft träumen.

   
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