Hinrunden-Fazit Sportfreunde Lotte: Dorfverein auf Wolke 7

Die Sportfreunde Lotte haben ihre erste Drittliga-Halbserie der Vereinsgeschichte auf einem respektablen neunten Platz beendet. Die Platzierung spiegelt die Leistung über weite Strecken der Hinrunde nicht einmal angemessen wider – zwischendurch grüßte das Fußballdorf sogar von der Tabellenspitze. liga3-online.de wirft einen Blick auf die ersten 19 Spieltage im Tecklenburger Land.

Das lief gut

Verdächtig viel! Ismail Atalan und das sportliche Management statteten nahezu die gesamte Aufstiegself mit einem neuerlichen Einjahresvertrag auf – und genau diese Akteure unterstrichen, dass sie auch in der 3. Liga keinesfalls Versteckspiel betreiben müssen. Einzig Philipp Steinhart schaffte als Neuzugang phasenweise den Sprung in die Startelf, alle weiteren Stammspieler wurden aus der Regionalliga hinaufgezogen und meisterten die höhere Spielklasse mit Bravour. In kaum einer Partie war der Aufsteiger deutlich unterlegen, oft fehlte bei Niederlagen einzig die Abgezocktheit und Erfahrung der langjährigen Zweit- und Drittligisten, gegen die Lotte antrat. Ein besonderes Highlight der fabelhaften Hinrunde, die Lotte fernab von Abstiegssorgen beendete, stellte gewiss der DFB-Pokal dar: Erst wurde Werder Bremen und dann auch noch Champions League-Achtelfinalist Bayer 04 Leverkusen in einem denkwürdigen Spiel aus dem Wettbewerb gekegelt, sodass Lotte als einziger Drittligist im Pokal überwintert. Gegen 1860 München erscheint selbst das Viertelfinale nicht unrealistisch…

Das lief nicht gut

So manches Mal war den Sportfreunden Lotte noch die Unsicherheit eines Liga-Neulings anzumerken. Dies nutzten etwa der VfL Osnabrück oder der MSV Duisburg, um gegen wacker kämpfende Lotter recht souveräne Siege einzufahren – das hätte aus SFL-Sicht nicht sein müssen. Ein immer wiederkehrendes Manko stellt zudem die Chancenverwertung dar: Zwar explodierte der Knoten beim überdeutlichen 6:0-Erfolg über den SC Paderborn förmlich, in vielen anderen Spielen aber scheiterte der mit Bernd Rosinger und Kevin Freiberger eigentlich gut besetzte Sturm der Blau-Weißen vor dem gegnerischen Tor. "Das Problem hat in dieser Form kein anderer Drittligist“, äußerte sich Atalan vor einigen Wochen bereits sichtlich frustriert über die Abschlussschwäche, die im Winter unter anderem durch eine Neuverpflichtung behoben werden soll. Verbessern lässt sich außerdem noch die Heimbilanz, in der die Sportfreunde Lotte nach zehn Auftritten nur einen hinteren Mittelfeldplatz belegen.

Bewertung der Neuzugänge

Insgesamt sieben Neuzugänge schnappten sich die Sportfreunde Lotte in der Sommerpause. Nur Linksverteidiger Philipp Steinhart schaffte regelmäßig den Sprung in die Startelf – er profitierte allerdings auch vom Wechsel von Jeron Al-Hazaimeh zu Preußen Münster. Er war der Einzige aus der Aufstiegself, der eine neue Herausforderung suchte. Die anderen zehn ließen Neuen bisher kaum eine Chance, sich zu zeigen: Die Ersatzkeeper Yannick Zummack und David Buchholz fanden etwa an der unangefochtenen Nummer Eins Benedikt Fernandez bisher überhaupt kein Vorbeikommen. Dennis Engel und Marcel Kaffenberger entpuppten sich ebenso wie Patrick Schikowski in der Offensive nicht als Verstärkung, sie konnten ihre Chancen etwa in den Landespokal-Spielen nicht nutzen. Vielversprechende Ansätze zeigt dagegen Jaroslaw Lindner, der in 14 Einsätzen ein Tor und eine Vorlage beisteuerte.

Der beste Spieler: André Dej

Kaum ein Team steht so sehr für das starke Kollektiv wie die Sportfreunde Lotte. Nichtsdestotrotz gilt es, den besten Spieler der Hinrunde zu küren – und André Dej hat sich diesen Titel redlich verdient. Der Grund ist simpel: Keiner lieferte mehr Scorerpunkte als Dej, der mit fünf Toren und weiteren sechs Vorlagen glänzte. Allen voran als sicherer Elfmeter- und präziser Freistoßschütze glänzte Dej in diversen Partien, bewies zudem eine starke Kondition und wählte als Ballverteiler im zentralen Mittelfeld oft gedankenschnell die richtigen Entscheidungen.

Der schwächste Spieler: Patrick Schikowski

Fünf Einsätze, 250 Spielminuten, kein Tor und keine Vorlage – Offensivspieler Patrick Schikowski konnte seit seiner Verpflichtung bei den Sportfreunden Lotte noch keine Akzente setzen und muss sich daher klar und deutlich hinter den etablierten Spielern anstellen. Schon im vergangenen Jahr erwischte er keinen guten Start und musste daher bei Rot-Weiß Erfurt nach nur einer Saison die Segel streichen. Ähnliches droht ihm im Tecklenburger Land, wenn in der Rückrunde nicht eine deutliche Leistungssteigerung folgt.

Fazit

Die Sportfreunde Lotte haben das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte hinter sich. 2016 bot mit dem Aufstieg in die 3. Liga sowie dem Erreichen des Achtelfinales im DFB-Pokal gleich zwei Erfolge, die die SFL zuvor noch nie erreicht hatten. Der Grund ist eine eingeschworene Einheit rund um den völlig fußballverrückten Trainer Ismail Atalan, der vor wenigen Jahren noch in der Bezirksliga trainierte und ebenso wie die SF Lotte einen steilen Aufstieg hinter sich hat. Das Geheimnis der Blau-Weißen ist nur schwer in Worte zu fassen. Ist es der eher geringe Druck seitens der (noch) kleinen Fanbasis? Ist es die Harmonie in Mannschaft, Führungsgremien und Umfeld? Fakt ist: Die Sportfreunde Lotte haben ganz Fußball-Deutschland in 2016 aufgemischt. So darf es für den Dorfverein auch in der Rückrunde wohl gerne weitergehen.

Prognose & Ausblick

Auf dem neunten Platz und damit im sicheren Mittelfeld haben sich die Sportfreunde zum Jahreswechsel eingefunden. Die Leistungen glichen zuletzt einer Wundertüte, dementsprechend schwer ist eine Prognose über die gesamte Spielzeit. Es ist davon auszugehen, dass Lotte im Normalfall mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird – und damit das eigene Saisonziel vorzeitig erreicht. Ob es auch im Mai noch zu einem einstelligen Tabellenplatz reicht, das hängt auch von möglichen Neuverpflichtungen ab, die während der Winterpause noch folgen sollen. Denn fallen weitere Stammspieler aus, geht Lotte schnell auf dem Zahnfleisch: In Sachen qualitativer Ausgewogenheit muss sich der Klub bisher im Ligavergleich noch hintenanstellen. Gelingt allerdings ein perfekter Start, dann kann für Lotte ebenso noch ein ungeahnter Höhenflug realistisch werden. Nichts ist unmöglich – dieses Motto trifft auf die SFL voll und ganz zu.

   
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