Herrlich sauer: "Der eine oder andere“ lässt Teamgeist vermissen

Bei Jahn Regensburg droht pünktlich vor Weihnachten der Baum zu brennen.  Aus den vergangenen sieben Partien steht nur ein einziger Sieg zu Buche, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze schmolz von zwischenzeitlich neun auf drei Punkte. Trainer Heiko Herrlich stellt klar: "Das ist die Bilanz eines Absteigers!“ Doch im Zentrum der Kritik stehen nicht die mageren Ergebnisse, sondern die Art und Weise, wie die Spiele verloren werden.

Mangelnder Teamgeist nervt Herrlich

Als Aufsteiger sind die Oberpfälzer tabellarisch im Grunde weiterhin im Soll. Der Klassenerhalt ist und bleibt das Ziel, dass sie nicht bis in die zweite Liga durchmarschieren werden, war von Anfang an klar. Aber der Trend ist nicht der Freund des Sport- und Schwimmvereins, vor allem nicht, weil sich die Mannschaft offensichtlich selbst schwächt. "Der eine oder andere“, wie Herrlich in der Öffentlichkeit rücksichtsvoll sagt,  lässt den Teamgeist vermissen. Daher wurde der 45-Jährige auf der Pressekonferenz nach der Niederlage gegen Erfurt richtig sauer.

Stein des Anstoßes sind die Wechsel in der Startelf, die der Jahn-Trainer zuletzt vornahm. Aufgrund von ausbleibenden Ergebnissen gab er Spielern aus der zweiten Reihe die Chance, sich zu beweisen, Trainingsleistung und Tagesform sollten das entscheidende Kriterium für Einsätze sein. "Der Bonus ist aufgebraucht“, ließ Herrlich verlauten. Zunächst mit Erfolg, Wiesbaden wurde geschlagen, sowohl die Neuen im Team, als auch die auf die Bank verwiesenen hängten sich voll rein. Dennoch hat diese Vorgehensweise einigen bisherigen Stammkräften nicht geschmeckt: "Der eine oder andere ist mit einem beleidigten Gesicht herumgelaufen, hat sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen“, kritisierte Herrlich,"„da fehlen dann am Ende zwei Prozent im Spiel.“ Die angesprochenen Spieler seien so viel mehr mit der "Ungerechtigkeit“ der Situation beschäftigt, anstatt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Folge: Eine katastrophale Leistung gegen Erfurt, vor allem im zweiten Abschnitt.

„Spieler fordern immer Respekt!“

Er verteidigt seinen Kurs: "Ich glaube, es steht mir zu, dass ich durchtausche und Spielern eine Chance gebe, die sich im Training voll rein hängen und Spielern eine Pause gebe, die in den letzten Spielen nicht mehr so gut gespielt haben.“ Vor allem aber fordert Heiko Herrlich, dass seine Mannschaft persönliche Interessen wieder in den Hintergrund und das Team an erster Stelle stellt: "Es spielt eine Rolle, ob ich mich auf das Wesentliche konzentrieren und eine Entscheidung auch akzeptieren kann oder ob ich nur blöd rumlabere! Wenn ich mich nur damit beschäftige, warum jetzt der spielt und der nicht und warum überhaupt so – wo kommen wir denn da hin?“ Mit Marco Grüttner lieferte der Regensburger Coach ein Positivbeispiel; auch der Stürmer musste gegen Wiesbaden zunächst auf die Bank. "Er hat das akzeptiert und als er rein kam alles reingeworfen – einfach professionell!“

Andere würden mit dieser Situation nicht so umgehen, moniert Herrlich: "Spieler fordern immer Respekt ein, wollen Respekt aber nicht geben. Es fehlt dem einen oder anderen an Selbstkritik! Sie müssen auf den Pfad des Dienens zurückkehren und meine Entscheidungen akzeptieren. Ich sehe da ein großes Problem!“ Der Jahn müsse wieder ein Team werden, was der Grundstein für den Aufstieg war. Nur "im Moment bewegen wir uns davon weg.“ Der erfahrene Herrlich weiß: "So eine Abwärtsspirale geht auch noch weiter runter. Wir müssen gucken, dass wir die Konzentration wieder aufs Wesentliche lenken – und nicht, ob dies oder jenes gerecht ist. Wenn man wirklich erfolgreich sein will, dann muss man dem Mitspieler auch mal das Gefühl geben: ‚Geil, dass ich mit Dir zusammen spiele!‘ Wenn ich entscheide, dass der eine jetzt spielt und der andere nicht, dann kann ich mich doch auch mal für den anderen mitfreuen. Genauso wie der andere sich mitfreut, wenn ich dann spiele.“

Herrlich steht nicht für Kuschelkurs

Dass Heiko Herrlich sicher nicht für Kuschelkurs steht, hat er in seiner fast einjährigen Amtszeit beim Jahn bereits bewiesen. "Die Spieler werden definitiv nicht mit ‚Pro-Herrlich-Shirts‘ rumlaufen“, prophezeite er schon bei seinem Amtsantritt in Anlehnung an die Aktion der Mannschaft nach Bekanntwerden der Entlassung von Christian Brand. Für den Trainer stehen eben der Verein und das Team im Vordergrund. Und nicht das persönliche befinden einzelner Spieler. "Das was vorne auf dem Trikot steht – das Wappen! – ist wichtiger, als das was hinten steht.“ Seine Mannschaft sollte das schnellstmöglich wieder vergegenwärtigen, so wie beim Aufstieg und zu Beginn der Saison, als man Spitzenreiter war und Hertha BSC bis ins Elfmeterschießen zwang. Dieser Erfolg ist "dem einen oder anderen“ zu Kopf gestiegen, ist aber der sichere Weg in den Wiederabstieg. Heiko Herrlich sagt: "Wir müssen schauen, dass wir das schnell wieder hinbekommen. Wir müssen wieder auf die Spur kommen.“ Gegen Aufstiegsaspirant Chemnitz und wiedererstarkte Münsteraner vor Weihnachten kein leichtes Unterfangen.

   
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